The Upland Band ist, anders als es der Name behauptet, keine Band, sondern eine One-Man-Show namens Michael Beckett, der anders als es der Name vermuten lässt, nichts mit dem Autor Simon Beckett zu sein hat und auch nicht aus einem englischsprachigen Land kommt, sondern aus dem schönen Ostwestfalen stammt. Eben jener Heimat, in dem auch Kapitän Platte ihre Zelte schon seit jeher aufgeschlagen haben.
Leider lag das Album „Living in Paradise“ hier schon was länger, aber auch nur, weil ich lieber das 10jährige Jubiläum des Albums „Ceremonies“ der schwedischen Postrocker EF rezensieren wollte. Und weil natürlich bei uns schon die Sommerferien angefangen haben und wir im Urlaub waren. Dafür habe ich dann dort ein bisschen die Seele baumeln lassen und Musik gehört. Gepasst hat da „Living in Paradise“ ganz gut – denn wir waren im Pinienwald-Paradies an der französischen Atlantikküste.
Die Frage ist da nun, ob es einen Ostwestfalen-Bonus gab, als man Michael Beckett anbot seine Musik auf Kapitän Platte veröffentlichen zu dürfen oder als Michael Beckett seine Anfrage für eine Veröffentlichung an das Label schickte. Denn im Allgemeinen passt die Musik gar nicht zu dem Gesamtprogramm, den es auf Kapitän Platte gibt. Habe dann aber doch versucht Gemeinsamkeiten herauszufinden.
Ähnlichkeiten zur schwedischen Krautband Sonson konnte ich bei „Ohfivetwosixfive“ auf „Living in Paradise“ heraushören. Aber sonst war’s schwierig. Vielleicht lässt sich die Musik von The Upland Band gar nicht wirklich einordnen oder will sich nicht einordnen lassen. Einen roten Faden und den angeteaserten Postrock finde ich hier auch nicht. Zum Glück aber die Texte, die im Klappcover auf der Innenseite zu finden sind. Wenn auch etwas beschwerlich zu lesen, aber sie sind da. Musikalisch wandelt das Ganze immer mal zwischen feinem Gitarren-Pop wie in „Metamphetamine And Clay“ oder schrammeligem Rock wie im eben genannten „Ohfivetwosixfive“ (Vorwahl von Dörentrup, nicht unweit von Bielefeld).
Textlich geht es im Grunde genommen darum, dass „das Spektrum der Charaktere eines kleinen Dorfes irgendwo zwischen den Hügeln Ostwestfalens von einem mehr als armen Lumpensammler über einen pensionierten Polizisten bis hin zu Nazi-Nachbarn und dem Geist eines unbekannten, abgeschossenen kanadischen Bomberpiloten, um nur einige zu nennen, reicht. Die Geschichten, die erzählt werden, handeln unter anderem von einer historischen Papiermühle, die für die Massenproduktion von Methamphetamin genutzt wurde, von den Härten des Lebens im 17. Jahrhundert, von einem dampfbetriebenen Zug, in dem man Grünkohl und Würstchen essen und sich besaufen kann, und von der Aufforderung an die Dorfbewohner, sich ein bisschen mehr anzustrengen.“
Schön und gut. Eigentlich lustig, dass so ein Wirrwarr und Potpourri an Informationen auf einem einzigen Album Platz finden. Vielleicht war das auch das Ziel eines Michael Beckett. Ich tue mich jedenfalls sehr schwer der Band den Stempel „Postrock“ aufzudrücken, auch wenn dies in jeglichen Beschreibungen immer wieder erwähnt wird. Achja, Unterstützung hatte Michael Beckett auf „Living in Paradise“ dann ja doch noch durch Dirk Kretz und Christian Obermaier.
Ich bin gespannt, welches Überraschungs-Ei uns The Upland Band als nächstes anbieten wird. Mir liegt hier übrigens die auf 100 Stück limitierte pink-transparent-farbene Vinyl vor. Natürlich mit kleinem Gadget seitens Kapitän Platte!
Erwerben könnt ihr das Album bei Kapitän Platte über Bandcamp oder direkt auf ihrer Homepage. Ihr wollt und könnt uns unterstützen? Dann bestellt doch gerne bei unserem Partner JPC.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!