Verträumt sei New Hampshire, die Heimat des Powerpop-Trios Tramp. So schreibt es zumindest Wanda Records, das Label, welches hierzulande für den Release von deren Debüt-EP “Jailbait / All I Want” verantwortlich zeichnet. Bestätigen kann ich diesen Eindruck zwecks mangelnder Selbsterfahrung zwar nicht, allerdings erlaubt das träumerische spoken word-Intro von “Jailbait” durchaus dahingehende Vermutungen. Dann aber nimmt der Song Fahrt auf und wandelt sich binnen Sekundenbruchteilen zu einer lupenreinen Powerpopnummer im Stile der Shangri-Las oder auch der Cute Lepers. Spitzenmäßiger catchy Song das. Rockt sicherlich sofort jeden Dancefloor an Garagenmottoabenden, nicht zuletzt wegen seines eingängigen Refrains, der sinngemäß nur aus dem Wort “Jailbait” besteht. Kriegt man auch noch mit 3,8 Promille über die Lippen gegröhlt und man kann sich womöglich am nächsten Aspirintag sogar noch dran erinnern. Verdient hätte das der Song auf jeden Fall!
Die B-Seite macht dann mit “All I Want” kurzen Prozess. In exakt 55,95 Sekunden rotzen uns Viki Venom, Suzi Sleeze und Joey Deuce eine schnörkellose Garagennummer um die Ohren. Könnte was für den/die DJ*ane von besagtem Abend sein, wenn es spät nachts, bzw. früh morgens heißt: “Letzter Sooong!” Gleich rum – und dann das Gesockse auf die Straßen gekehrt. “All I Want” bleibt zwar deutlich weniger hängen als “Jailbait”, weil der Song nicht nur zeitlich, sondern so grundsätzlich weniger zu bieten hat, ist aber dennoch eine passable Nummer mit leckerem Gas Huffer-Beigeschmack.
(An dieser Stelle sollte eigentlich Videomaterial der Powerpop-Formation Tramp zur Verfügung stehen. Tja, is nich!)
Ja gut, was nun noch? Die Songs sind abgevespert und es bleibt zu hoffen, dass Tramp bald was abendfüllenderes nachlegen. Potenzial ist auf jeden Fall da, so viel ist klar. Die 7″ gibt’s limitiert auf 300 Stück in todschickem pink Vinyl. Großes Loch in der Mitte. Klar, rund drei Minuten Musik verteilt auf zwei Seiten erlauben solche Spielereien. Ist aber auch optisch einfach schön. Cover als Faltblatt. Passt im minimalistischen Sinne gut. Download-Code liegt bei und macht besonders für faule Menschen auch Sinn, kann man die kurze Gesamtspieldauer der EP damit doch wunderbar in ein Riesenmonstersupidupimusikpaket integrieren, ohne gleich wieder vom Sofa aufspringen zu müssen, weil Mucke aus. Anders kann das sonst auch nichts werden mit den 3,8 Promille.
Deshalb und nochmal zusammengefasst: Tramp liefern mit ihrem Debüt einen idealen Tonträger für alle Musikaufleger*Innen, die noch mit echter Hardware arbeiten. Für den Heimgebrauch ist die EP aus genannten Gründen eher, sagen wir mal, unpraktisch. Die Songs an sich aber sind geil! So, für welchen Zweck auch immer ihr jetzt zugreifen wollt, tut dies am besten direkt bei Wanda Records.