Warum sollten jetzt alle, die Spaß haben wollen, das Album “Phantom der Opfer” von ÜBERFLÜSSIG haben?
1. ÜBERFLÜSSIG sind seit 25 Jahren im Geschäft. Von Joscha Schmottlach 1996 als Duo gegründet und bis heute mit wechselnder Besetzung unterwegs, ist “Phantom der Opfer” das zehnte Album der Band.
2. Fun-Punk geht immer! 1983 das erste Mal im Zusammenhang mit “Nelly the Elephnat” von den TOY DOLLS in der britischen Presse erwähnt, gibt es in Deutschland einige erwähnenswerte Nachahmer wie die frühen Ärzte, Toten Hosen, Die Goldenen Zitronen, Abstürzende Brieftauben, Die Mimmis oder die Emscherkurve 77.
3. Herne – eine der geilsten Städte im Pott. Mit 161.000 Einwohner*innen die flächenmässig zweitkleinste deutsche Großstadt, besitzt aber nach Berlin, München und Stuttgart die viertgrößte Bevölkerungsdichte aller deutschen Städte.
4. Joscha Schmottlach gründete in Corona-Zeiten extra das Label Röhrlinghausen Records, um das Album zu veröffentlichen.
5. Das Album liegt mir als Tape vor und Tapes sind wieder voll im Trend und Aufwind. Nach dem Aufschwung der Vinyl-Verkäufe findet auch das Tape wieder seine Freund*innen im steigenden Maße.
Ansonsten bringen es ÜBERFLÜSSIG auf zwölf Songs, meist unter drei Minuten, und somit auf etwa fünfunddreißig Minuten Spielzeit, die gut austariert sind. Soll heißen, genau die richtige Dosis an deutschen Fun-Punk der besseren Art. So hört man, verteilt auf die Songs, mal Punkrock, Hardrock, Akustik und Pop – eine Mischung, die nie langweilig wird und Spaß macht. Gute Entscheidung, Jungs!
Aber auch textlich brauchen sich ÜBERFLÜSSIG nicht verstecken. Die Texte sind aus dem wahren Leben und handeln von Umwelt, Corona, Politik, Liebe und Freundschaft, dem Altern sowie Licht und Schatten des Lebens.
Fliegen wir über die Trackliste: Der Opener “Ouvertüre zur genialsten Ansage der Welt” ist ein Hardrock-Brett, was gleich am Anfang mal alle weckt. Es folgt guter Deutschrock mit textlichem Tiefgang bei “Der Dieselskandal und Umweltsong”. Ebenfalls Deutschrock erklingt bei Track 3 – dem Marius Müller-Westernhagen-Cover “Es geht weiter”. “Nicht die Norm” ist Fun-Punk pur und der Nachfolger “Utopie der Utopie” straighter Punkrock. “Wandelnder Wald” ist textlich wahrscheinlich der beste und tiefstgründige Song. Einer meiner Lieblinggsslieder, “Keine Liebeslieder”, ist wunderschöner schneller Powerpop.
Der Trash-Rocker “Aus dem Tagebuch eines Amokläufers” und “Experiment Leben” als fast überkandidelter Power-Pop-Song bereiten alles für ein famoses Ende vor. Erst folgt die Akustikhymne “Ganz egal” und dann zwei Bonus-Tracks. Der erste Song “Vorstadt muß brennen” glänzt mit einer Zwischenlandung der Abstürzenden Brieftauben. Das Ende wird mit “6 Tage die Woche” würdig besiegelt.
Am Ende bleibt mir noch die Musik zu loben. Joscha Schmottlach zupft Bass und Gitarrren, während NikGrau das Schlagzeug spielt. Mit dieser Konstellation spielt sich das Duo äußerst ambitioniert und sicher durch die Stile und erzeugt eine positive Atmosphäre, die gerade wunderbar zum Momentum paßt. Ich denke man merkt, dass ich für “Phantom der Opfer” wirklich schwärme. Schon lange keinen so guten Fun-Punk aus Deutschland gehört. Also Folks, das Album ist definitiv eine Kaufempfehlung. Wer schnell Spaß benötigt, hier geht es lang.