United Attentäter – Schrammelpunk made in GDR
Bock auf ‘ne Zeitreise? Na aber sichi!
Die Kollaboration aus Edition NoName und Proll-Streetwear, bekannt als Smith & Miller Records, ziehen uns hier in den Wartburg 1.3, um mit diesem gemeinsam in der Zeit zurück zu reisen. Für diese Zwecke sollte er als Pendant zum DeLorean DMC-12 funktionieren. Jetzt aber mal weg von der Science Fiction und hin zum eigentlichen Thema..
Auf Smith & Miller Records erschien im Dezember 2021 die Compilation der DDR-Punkband United Attentäter.
Ich, als 89er Jungspund, habe natürlich an die DDR so viele eigene Erinnerungen wie Konten auf Übersee – keine. Demnach sagte mir der Bandname absolut nichts.
United Attentäter klingen genauso, wie alles andere, was man als sogenannten DDR-Punk kennt. Hier wird geschrammelt und gekrächzt. Das ganze in durchaus pogofähigem Tempo. Die zehn Titel werden euch in 26 Minuten vor die Füße gerotzt.
In der in hochglänzender Optik bedruckten Hülle befinden sich die üblichen Sticker aus dem Hause Smith & Miller, sowie die wirklich hübsche LP. Schön anzusehen ist das 180 Gramm schwere Stück aufgrund des “marbled grey”. Und limitiert ist der Spaß auch noch! Es gibt diese Platte ganze 300 mal.
Leider vermisse ich einen Einleger, um die Texte nachlesen zu können. Denn hier wurde wohl am Sound nicht großartig gefeilt, was ich wirklich gut so finde. DDR-Punk steht drauf und DDR-Punk ist drin. Ähnlich dem Bier, welches in “Premium Qualität” gebraut ist – wo Premium draufsteht, ist Premium drin!
Titel 1, “Deutschland”, beginnt passenderweise mit “Auferstanden aus Ruinen”. In den weiteren neun Liedern auf dieser tollen Platte geht es um Gewalt, Kapitalismus, Arbeiten, die (nationale Volks-)Armee, usw. Und auch das legendäre “Pogo In Der Straßenbahn” von Fasaga ist als Coversong enthalten
Rückseitig findet ihr dann neben der Tracklist und Originalaufnahmen der Band in Besetzungen und bei privaten Feiern auch eine History zur Band United Attentäter.
Warum die Jungs zu DDR-Zeiten Punks wurden, verkneife ich mir mal. Spannend finde ich, dass die Punks im Fürstenwalder Jugendclub, in der brandenburgischen Provinz, als Heizer oder Einlasser oder Umbauer aktiv waren, während der Leiter der Einrichtung von der Staatssicherheit zum Bespitzeln der Subkultur eingesetzt wurde. In seiner Haut möchte ich nicht gesteckt haben!
Die jungen United Attentäter konnten bereits Helden wie Feeling B, Herbst in Peking oder Die Art bewundern. Im Frühjahr 1990 wurden die Band aus Fürstenwalde dann offiziell gegründet.
Es wurden hier auch Titel aufs Album genommen, welche nicht mehr der heutigen Zeit und/oder dem Ansehen des Labels liegen mögen, jedoch als Zeitdokument nicht wegzudenken sind. Auch eine witzige Anekdote ist, dass der Titel “34”, welcher nicht auf dieser Platte enthalten ist, keinen festen Text hatte. Dieser wurde bei jeder Interpretation neu arrangiert.
Nach einigen Auftritten hatte die Band einen gewissen Ruf in der Szene und der Schrei nach einer Veröffentlichung wurde laut. So nahmen die United Attentäter nach wenigen Monaten des gemeinsamen Wirkens ihr Demo auf, welches hier nun “ein wenig überarbeitet” auf meinem und bald auf eurem Plattenspieler läuft.
Hier wird auch schon die Fortsetzung angekündigt. Ich nehme also an, es wird eine “Volume 2” geben.
Nun aber fix in den Shop von Smith & Miller Records und dieses Zeitdokument gehört euch.
Natürlich gibt es nicht für das sozialistische Ausland dieses Album auch bei Spotify zu hören.