Das Cover erinnert mich an irgend etwas Okkultisches, der nach oben geneigte rotäugige Wolfskopf, der Feuer umringt eine blutrote Sonne anheult. Hat schon was. Den Namen der Band kann ich nicht lesen, den Albumtitel „BLACK HOP. EPOS“ erkennt man in Runenschrift in der Sonne. Eine gewisse Verspannung ist nicht von der Hand zu weisen und so bin ich gespannt, was mich da erwartet.
Aber erst ein wenig Recherche. Die russische Band Uratsakidogi (benannt nach einer ähnlich klingenden Hentai-Serie), experimentiert seit den späten 90ern mit den unterschiedlichsten Genren. Was in der Schnittmenge zwischen Death Metal, Hardcore und Industrial begann, ist mittlerweile bei Hip Hop angekommen. Doch den Metal hat man nicht ganz aufgegeben, so daß sich eine spannende Mischung der Musikstile ergibt.
Aber jetzt echt? Black Metal und Hip Hop? Geht das überhaupt und darf das überhaupt sein?
Lasst es uns herausfinden…
Die ersten schrecken mich dann doch eher ab, als bei mir die Neugierde zu steigern. Nun ja legen wir die Platte erstmal wieder zur Seite. Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut. Zugegeben, da lag die Platte dann auch Wochen. Immer wieder in die Hand genommen und wieder weggelegt. Dann sozusagen der finale Versuch sich dem Album „Black Hop. Epos“ über das Anhören der einzelnen Songs zu nähern. Auch das gelang eher mässig, aber ein paar sinnvolle Gedanken und Zeilen habe ich dann doch zur Papier gebracht.
Die Synthesizer laufen in einem Stück wie Black Hop XIV (Epic) zu Höchstleistungen auf. Sie sorgen für eine gewisse Atmosphäre, aber diese rasselnden Klänge erinnern an die Ambient-Arbeit von Ulver. Black Hop XII (9 бонгов) scheint mit seinem Gangster-Intro in eine ganz andere Richtung zu gehen, bekommt aber schließlich den größten Sound mit einem schönen Blast-Beat.
In der Tat findet sich sogar ein Song, der mir gefällt auf Black Hop XIII (Звери). Hier ist Uratsakidogi auch düsteren Lofi-Klängen nicht abgeneigt, darunter eine ordentliche Prise Bal-Sagoth-Bombast. Das ist natürlich alles sehr kalkuliert und gut platziert, um die mythische Ordnung gut darzustellen. Dazu ein paar Dungeon-Synthie-Trompetenklänge und fertig ist ein unterhaltsamer Track. Das Biest ist handgestoppte achteinhalb(!) Minuten lang und wird mir nicht langweilig.
Das Album erschien bereits im Jahr 2021, ist ihr achter Longplayer und bringt stolze 180g auf die Waage. Schön im schwarzen Vinyl und mit einem feinen Pappcover, das auch optisch zwischen Okkultismus (Front) und Street (Back) schwankt. Wobei die Jungens auf der Rückseite ehe wie böse Mutant Teenage Ninja Turtles aussehen. Geschenkt. Das Innensleeve enthält alle Texte in Kyrillischen Buchstaben und auf Englisch.
Was gibt es musikalisch gesehen auf die Kralle? Die Metal-Seite reicht von Black Metal, über Nu-Metal bis hin zu Crossover – irgendwo da tummeln sich Uratsakidogi. Die Vocals sind beißend, sehr verkniffen und klingen nach irgendeinem okkultem Scheiß. Komplettiert wird das Band-Konzept durch die Leichenbemalung und die ständig präsenten Adidas-Anzüge – natürlich in schwarz-weiß!
Mit unserem kulturellen Hintergrund bzw. sozial etablierten Maßstäben, kann man Uratsakidogi nur schwer einsortieren. Ist das jetzt ernst gemeint oder nehmen Uratsakidogi die zweifellos düstere russische Gangsterkultur sogar auf den Arm. Der Schlüssel liegt auch in den Texten, die ich nicht verstehe und so bin ich sehr unsicher bei diesem Experiment und die Tauglichkeit für westliche Ohren. Was man positiv anerkennen muß, die Band macht aus allem ihren eigenen neuen Style und haben ihre eigene Nische gefunden. Das verdient ja auch Respekt Bro.
Für eine Vinyl-Bestellung geht ihr am besten über eine der Labelseiten.