Bei meiner Review zu The Allergies hatte ich ja bereits erwähnt, dass der Rap-Bereich die farbenfrohe Gestaltung der Cover für sich entdeckt hat. Ein weiteres Beispiel ist dieses hier. Vandalismus mit Gloria & Schwefel. Herausgekommen ist sein zweites Album am 04.09.2020 über Audiolith Records, während er in Slowenien seinen Urlaub genießt. Wer ihn nicht kennt, er hat bereits unter Destroy Degenhardt über Audiolith veröffentlicht.
Wer ist Vandalismus? Und wer ist Destroy Degenhardt? Das weiß keiner so recht. Sein Privatleben hält er so gut es geht aus dem Musikbusiness raus. Mal von seinem Urlaubs-Posting auf Instagram abgesehen. Was man auch weiß ist, dass er in Berlin geboren wurde und in Düsseldorf aufgewachsen ist. Zudem waren seine Eltern DDR-Flüchtlinge, weswegen sie auch kurze Zeit in Haft waren. Sein Internetauftritt hat schon Cro’sche Ausmaße, da er sein Gesicht weitestgehend immer bedeckt hält – halt nur keine Pandamaske. In diversen Videos wird auch sehr darauf geachtet, dass er entweder nur von hinten gefilmt wird oder aus Kameraperspektiven, die das Gesicht nicht ganz kenntlich machen. Und seine Musik und seine Texte haben nichts mit dem Blingbling, dem frauenfeindlichen Rap, oder dem Machogehabe seiner Rap-Kollegen gemein. Ich würde es als intelligenten Rap bezeichnen. Es ist zwar Rap – aber irgendwie anders. Cooler. Rotziger. Frecher. Aber nicht unverschämt. Man könnte auch sagen, er ist der Punk unter den Rappern. Was direkt auffällt ist, dass er in seiner Musik diverse Filmszenen unterbringt und darauf dann seine Musik macht und aufbaut. Zum Beispiel bei ‘Maskulina’.
Außerordentlich symphathisch ist mir der Vandalismus. Denn er thematisiert eben bei ‘Maskulina’, aber auch bei ‘Malibu Stacy’ und ‘Messer und Ballkleid’ das in der Gesellschaft geltende Männlichkeitsbild. Kleine Anmerkung am Rande: Panik Panzer von der Antilopen Gang reimt bei ‘Malibu Stacy’ ein paar Zeilen. Außerdem thematisiert wird aber auch das Geld- und Aufmerksamkeitsgehasche der deutschen HipHop – Szene. Unter anderem disst er gegen seine ehemaligen “Features”, also Musiker, die er auf diversen Alben gesanglich/textlich unterstützt hat. Außerdem gegen Musiker wie Loredana und Tarek. Dann weiß Panik Panzer ja, was er machen muss, wenn die Antilopen Gang wieder ein Album einspielt. Zwinker zwinker.
Hören könnt ihr auf dem Album unter anderem auch drei Instrumentaltracks, ‘Anfang’, ‘Ende’ und ‘Plan B’, die allesamt eines gemeinsam haben. Auf dem ersten Gehör sind Einspieler aus irgendwelchen Serien/Filmen dabei. Ich habe allerdings keinen blassen Dunst, zu welchen Serien die verwendeten Dialoge und Monologe passen könnten. Da bin ich dann im Gegensatz zu Vandalismus nicht nerdig genug. ‘Plan B’ hat aber durchaus ‘Stranger Things’ – Potential. Herausgefunden habe ich aber, dass hier der Kamikazes seine Finger mit im Spiel hatte. Und irgendwie könnte man den darauf zu hörenden Monolog auf das Leben und die Gedanken von Vandalismus adaptieren. Grandios! Sehr durchdacht. Wenn man dann nochmal das Album von Anfang an hört und auch den Dialog bei ‘Anfang’ genauer studiert, macht dieser Dialog auch irgendwie Sinn: “…nein, du bist total im Arsch. Aber es ist ein Anfang.” Und so rappt er sich von Track zu Track.
Bei ‘Parasit Paradies’ gibt es eine Textzeile “…Und Journalisten schreiben nur die Pressetexte ab”. Gut – dann brauche ich mir ja nichts vorwerfen und sein Journalisten-Bash geht an mir vorüber!
Erwerben könnt ihr das Album bei Audiolith und bei JPC.
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