Waren die erste EP “Var” sowie das Debütalbum “Vetur” noch überwiegend in der Muttersprache der Musiker, so präsentiert VAR um Sänger Júlíus Óttar Björgvinsson nun ihr erstes komplett englischsprachiges Album. Herausgekommen ist es bereits am 24.04.2020 über Spartan Records. Und es ist wieder so ein Album, das ich so spät kennen- und schätzen gelernt habe.
“The Never-Ending Year” hat es echt in sich. VAR zeigen sich hier erfrischend abwechslungsreich. Während “Moments” oder “Still I Miss You” auf Kuschelkurs aus sind, pieken in “Where To Find You” verhältnismäßig schwere Gitarrenwände leicht in die Rippen. Meint man, mit “Drowning” hat man ruhigeres Gefilde erreicht, reißt einen “Run” auf ruppige Art und Weise aus seinen Träumen. “Run”, vergleichbar auch jetzt mit dem Vulkanausbruch auf Island, ist sehr treibend und meiner Meinung einer der besten Tracks auf “The Never-Ending Year”. Diese Power, die sich hier zeigt, suchte man auf dem Vorgänger und auf der EP noch vergebens. Umso mehr zeigen sie uns hier, wie gut sie wechselnde Stimmungen auf ein Album packen können.
Auf “By The Ocean” überraschen sie den Zuhörer mit elektronischen Beats, die zum Rest des Albums jedoch nicht störend wirken, sich aber dennoch gut ins Gefüge einbinden. Júlíus’ Gesang wirkt auf seltsame Weise heimelig und nie übertrieben, dass man zu viel Präsentheit vermuten könnte. Es klingt immer so, als sei sein Gesang einfach ein weiteres Instrument, dass sich integriert, nie zu wenig ist, aber sich auch nie größer zeigt als die Instrumentierung selbst, die VAR uns hier bieten.
Hinzu kommt, dass VAR ihre Stücke trotz sphärischer Klänge und viel Weite auf den Punkt genau komponieren. “Run” folgt im Gegensatz zu den anderen Tracks dem klassichen “Strophe, Refrain, Strophe”-Schema. Die anderen Songs erarbeiten sich auf instrumentalen Umwegen trotz allem schnell und einprägsam den Weg in den Gehörgang und werden dabei nie langweilig. Auch wenn sich außerhalb von “Run” alles im Slow-/Midtempobereich abspielt, wirkt “The Never-Ending Year” im Gesamten zugänglicher und nicht so sperrig wie noch das Debüt.
“The Never-Ending Year” gibt es in zwei verschiedenen Farbpressungen, die jedoch bereits ausverkauft sind. Sollte es aber ein oder mehrere Neuauflagen geben, werden diese über Spartan Records oder in der EU über Big Scary Monsters zu erhalten sein. Kleiner Tipp: fragt auch mal direkt bei der Band via Instagram oder E-Mail an. Hier hatte ich netten Kontakt mit Júliús.