“Eine Vinyl-Schallplatte zum ersten Mal aus Plastikmüll hergestellt“. So ging in den letzten Tagen eine Nachricht quer durch die Medien.
Doch was ist dran an der Schallplatte aus Plastikmüll?
Ich war voller Hoffnung, als ich diese Nachricht gelesen habe und dachte mir, dass das ja eine starke Idee ist und den Vinyl Markt sicher um einiges verändern würde.
War ich doch schon einige Male beim Vinyl pressen dabei und durfte mehrfach bei Flight13 Duplication über den Rücken schauen, wie das alles funktioniert und was das alles für ein Aufwand ist.
Auch in Bezug auf Umwelt habe ich mir hier schon oft Gedanken gemacht. So ist die Herstellung von Vinyl mit jeder Menge Energie- und Wasserverbrauch verbunden. Es wird das Vinyl Granulat in einem großen Aufwand hergestellt. Und die Maschinen müssen auch immer wieder mit Ersatzteilen gewartet werden.
So kommt dann doch eine recht uncoole Umweltbilanz für eine Schallplatte zusammen.
Und genau aus diesen vielfältigen Gründen machte mir die Nachricht mit dem Plastikmüll Hoffnung.
Schau ich mir nun die Produktion der Schallplatte (Es geht um die Single “Keynvor” von Nick Mulvey) und deren Produktion genauer an, muss ich feststellen das das mehr oder weniger ein Werbegag ist.
Warum?
Die Schallplatte wurde aus zwei einseitig gepressten Vinyl Schallplatten mit etwas Plastikmüll zusammengesetzt und ist in dem Sinne nicht wirklich nachhaltig, da die ganzen Produktionsprozesse nach wie vor da sind.
Auch geht man bei der Beschreibung davon aus, dass die Schallplatte aus Plastikmüll gepresst worden sei, was aber überhaupt nicht stimmt.
Die Schallplatte wurde in einem ähnlichen Verfahren wie die Liguid Schallplatte hergestellt und beinhaltet überhaupt kein Plastikmüll im Vinyl.
Einzig zwischen den beiden einseitig gepressten Schallplattenhälften befindet sich etwas Plastikmüll, der im Prinzip zusätzlich zur standardmäßigen Pressung hinzu kommt.
Auch ist der Produktionsaufwand um ein vielfaches höher. Denn die Produktionskette muss zwei Mal durchlaufen werden. Und so wird aus der angeblich umweltfreundlichen Schallplatte plötzlich eine viel umweltschädlichere Schallplatte.
Die Beschreibung “Vinyl-Platte aus Plastikmüll” ist somit ein irreführender Werbegag
Die Bezeichnung passt so leider nicht.
Vielmehr hoffe ich noch immer, dass es einer Plattenpresserei vielleicht doch irgendwann gelingt, aus Plastikmüll Schallplatten herzustellen.
Hierzu werden ja auch schon Versuche gefahren, Schallplatten nicht mehr zu pressen sondern mit einem Diamantschleifer die Ritzen zu schleifen. Dieses Verfahren ist allerdings noch sehr zeitaufwändig und ist nur für Kleinstserien geeignet.
Alles in allem werden wir in der Großproduktion wohl noch einige Zeit eine eher schlechte Umweltbilanz haben und sollten uns überlegen, ob wir wirklich alles in zehn verschiedenen Versionen auf Vinyl haben müssen. Aber auch die Hersteller müssen die Tage umdenken und sich neue Produktionswege einfallen lassen, den mit dem riesigen Wasserverbrauch und der enormen Hitze kann und darf es so nicht auf ewig weiter gehen.
Somit bleibt die Zukunft der Vinyl Herstellung auch weiterhin spannend und ich freue mich auf eine nachhaltige Produktion und neue Innovationen.
Dass Schallplatten eine schlechte Umweltbilanz haben mag zutreffen. Eine Schallplatte hält jedoch sehr lange. Ich habe selbst Schallplatten, die älter sind als ich. Und ich bin nicht mehr der Jüngste (67). Und mei Kind wird diese Schallplatten weiterhin nutzen. Wenn ich also dieses Produkt vor diesem Hintergrund betrachte, dann ist die Umweltbilanz nicht mehr so übel. Und ich mache mir bei Vinyl im Hinblick darauf weniger ein schlechtes Gewissen als bei vielen anderen Alltagsgegenständen, die aus Kunststoff gefertigt sind, obwohl es Alternativen dazu gibt (z.B. Kochutensilien).