In unserer Reihe Vinylkeks4Nepal lassen wir die Bands und Unterstützer:innen der beiden Benefiz Vinyl Sampler „Help4Nepal Vol.1″ (gibt’s hier zu kaufen) und „Help4Nepal Vol.2 – United We Stand“ (VÖ im Juli) zu Wort kommen. Die Sampler waren zunächst als Nebenprojekt des The Madness Pogo Festivals entstanden. Zwischenzeitlich wurde daraus ein eigenständiges Projekt: Das Child8Project . In Kooperation mit STELP e.V. Stuttgart wird mit dem Erlös der Sampler Geld für den Bau einer Schule und ein Wassersystem in Kathmandu / Nepal gesammelt. Detailliertere Informationen zu dem Projekt findet ihr außerdem hier im Interview mit Sascha, einem der Hauptinitiatoren.
Heute hat uns die Band HARBOUR REBELS aus Hamburg unter anderem Fragen zu ihrer Teilnahme am Projekt, ihren Songwritingprozessen und den Hintergründen zu ihrer Asientour beantwortet. Viel Spaß beim Lesen!
Hey, schön, dass ihr Zeit für ein Interview habt! Ihr habt für das Projekt Help4Nepal auf dem zweiten Sampler „United We Stand“ einen Song beigesteuert – wie kam es zu Eurer Teilnahme zum Projekt? Gibt es eine Geschichte zu dem Song, mit dem ihr auf dem Sampler vertreten seid?
Hi, sehr gern, schön, dass du uns gefragt hast! Wir haben damals schon den Ersten verfolgt, und als wir erfahren haben, dass es einen zweiten Sampler geben wird und wir gefragt wurden, ob wir dabei sein wollen, waren wir sofort mit an Bord. Unser Song “No Place For You” ist für die englische EP entstanden. Der Song ist eine klare Ansage gegen Faschismus und Rassismus. Wir finden den Rechtsruck unerträglich und glauben, es ist sehr wichtig, sich zu positionieren und rechtem Gedankengut keinen Raum zu geben. Der Song drückt genau das aus – dass wir zusammenhalten und alle gemeinsam gegen die rechte Propaganda stehen müssen“
Auf dem HARBOUR REBELS Debut Album “Leinen Los” habt ihr “Skinhead Times” von The Oppressed, die ja ebenfalls auf dem zweiten Sampler vertreten sind, gecovert. Welchen Bezug habt ihr zu dieser Band?
The Oppressed sind einfach eine große Band, die sich schon immer klar gegen rassistische Vorurteile positioniert haben. Zudem fanden wir den Song einfach alle richtig geil!
Wie entstehen eure Songs und von was handeln sie? Ihr schreibt ja auf Deutsch und Englisch – wie ist die Gewichtung dabei und was liegt Euch eher?
Meistens bringt einer ein Riff mit und dann schreibe ich einen ersten Text drauf und wir basteln alle gemeinsam am Song rum, bis der für uns stimmig und gut ist. Das kann auch schonmal ein paar Tage dauern, so ein Song wächst und entwickelt sich. Manche Songs sind aber auch innerhalb weniger Stunden entstanden. Die ersten Töne und die Dynamik führen mich meistens direkt zum Thema des Songs. Mal geht’s um Freundschaft, mal um Fußball, politische Themen oder Depressionen, oder um eine gute Sommerparty. Je nachdem, was ich da so raushöre. Wir mögen sowohl Englische als auch Deutsche Texte. Momentan gefällt mir die Dynamik in der Englischen Sprache etwas besser, vor allem aber können ausländische Bands und Konzertbesucher die Texte verstehen. Die englischen Songs hatten wir damals für die Asientour geschrieben. Da wir auch weitere Anfragen aus dem Ausland haben, bleiben wir erstmal bei der Englischen Sprache. Was aber nicht heißt, dass auch mal wieder ein Deutscher Song dabei sein könnte. Wir lassen uns da selbst überraschen, auf was wir Lust haben.
Kommt ihr, obwohl ich euch ganz klar anti-rassistisch positioniert, immer mal wieder in Situationen, in denen ihr euch erklären müsst (wenn Euch jemand noch nicht kennt z.B.)?
Es kommt schonmal vor, dass sich irgendwer auf unsere Facebookseite verirrt und uns liked, der da absolut nichts zu Suchen hat. Ganz selten gibt’s auch mal Konzertanfragen, wo wir uns bei der Bandzusammenstellung fragen, ob der Booker vorher mal auf unsere Seite geguckt hat. Das klären wir dann umgehend und erklären auch gleich, warum wir das Konzert nicht spielen werden. Ansonsten passiert uns sowas wirklich selten. Aber da hilft eben auch die klare Positionierung.
Euch gibt es seit 2017 und wenn man auf Eure Konzerthistorie schaut, seid ihr ja schon auf vielen Bühnen gestanden – unter anderem 2019 in Asien. Wie kam die Tour zustande und warum Asien?
Eines unserer ersten Konzerte hat im Sommer 2018 auf einer großen Geburtstagsparty eines Freundes stattgefunden. Dort haben wir zusammen mit Los Fastidios und The Bois aus Singapur gespielt. Wir haben danach die ganze Nacht mit The Bois gequatscht und sie haben damals gesagt, dass sie sofort mit uns spielen würden, wenn wir nach Asien kämen. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen. Wir haben zudem gute Freunde in Kuala Lumpur, die uns dort ebenfalls ein Konzert organisiert haben. Das war alles richtig schön DIY, so wie wir es lieben. Asien ist einfach ein Traum für eine Band aus unserer Szene. Die Szene dort ist super und die Leute so dankbar, wenn du da spielst. Da reisen dir Leute ein paar Stunden hinterher, nur um dich zweimal live zu sehen. Und vor der Bühne ist immer ein richtiger Abriss. Wir werden definitiv wieder in Asien spielen, wir sind da schon was am Planen dran.
Aus meiner Interviewreihe “MusInclusion” habe ich eine Frage von Lisa&David (Sit’n’Skate) mitgenommen, die ich in dieser Interviewreihe als “Kernfrage” gerne allen Bands stellen würde, da ich denke, dass diesem wichtigen Thema bisher viel zu wenig Platz in der Szene eingeräumt wurde: Ist Euch bewusst, dass es Venues in Deutschland gibt, in denen Menschen mit Behinderung (in diesem Fall Rollstuhlfahrer:innen) kein Einlass gewährt wird (Begründung z.B. Brandschutz), d.h., dass sie vielleicht auch Eure Konzerte nicht besuchen können? Habt ihr Euch als Band schon mal mit dem Thema Ableismus (=Diskriminierung von Menschen mit Behinderung) in der Musikszene auseinandergesetzt?
Wow – eine echt gute Frage! Das Thema ist bei uns sehr präsent, wir haben einen guten Freund, der mit Rollstuhl-Erlebnisreisen Giambo, kostenlose (Tages)-Reisen für Menschen mit Behinderungen anbietet, die sich so etwas sonst nicht leisten könnten. Viele von uns unterstützen ihn ehrenamtlich, einer von uns ist dort sogar angestellt und für das Videomaterial zuständig. Daher haben wir relativ viel Kontakt zu dem Thema. Uns ist auch durchaus bewusst, dass es Locations gibt, die für Menschen mit Behinderungen nicht zugänglich sind. Wir selbst haben bisher, glaube ich, nur in einer Location gespielt, wo Rollstuhlfahrer nicht reingekonnt hätten – da sind wir ganz spontan für eine erkrankte Band eingesprungen. Aber es macht auf jeden Fall total Sinn, sich noch achtsamer mit dem Thema auseinander zu setzen.
Als Tape-Girl wünsche ich mir zum Schluss von Euch eine Mixtape Playlist mit dem Thema “Streetpunk für Anfänger“
Da würde jetzt jeder von uns was anderes für dich zusammenstellen. Da das hier aber den Rahmen sprengen würde, hier mal eine Mini-Playlist von uns zusammen:
Business – Suburban Rebel
Angelic Upstarts – Police Oppression
Blitz – New Age
Rude Pride – Flag On Fire
Grade 2 – Groundhog Day
Alternate Action – Never Again
Bishops Green – Alone
Oxymoron – Dead End Generation
Vielen lieben Dank Euch für das spannende Interview und schön, dass ihr Teil des Projekts seid!