Ihr kennt sie alle, die eine Platte, die bei euch in der Plattensammlung steht und ihr diese eigentlich total beschissen findet und euch bis heute, aus welchen Gründen auch immer, nicht von dieser einen, kaum zu ertragenden Platte trennen konntet.
Nun, das geht ja vielen Menschen so und weil doch oft auch witzige Geschichten hinter diesen “Worst Vinyls ever” stecken, wurde kurzerhand in der Redaktion beschlossen, doch mal ein paar bekanntere Gesichter der Musikszene hierzu zu befragen.
In unserem ersten Teil “Vinylsünde” wurde kurzerhand Alex Schwers, aktuell Schlagzeuger von Slime, Jeff Dahl Group und diversen anderen, sowie Veranstalter der legendären Punkrock Festivals “Ruhrpott Rodeo” sowie “Punk im Pott” eingeladen.
Alex macht ja keinen Hehl daraus, dass er eine unglaublich große Schallplattensammlung hat und unter anderem auch Bands wie ABBA und Blümchen abfeiert. Und bei so einem vielseitigen Musikgeschmack kommt sicher auch mal die ein oder andere Platte ins Haus, die er am liebsten direkt wieder entsorgen würde, es aber nicht kann oder will. Und so darf uns Alex nun verraten, was seine schlimmste LP in seiner Plattensammlung ist.
Hallo Alex, vielen Dank das du direkt zugesagt hast, hier mit zu machen. Erzähl uns, was ist deine schlimmste LP, die in deiner Plattensammlung steht? Warum ist ausgerechnet diese Platte die Schlimmste in der Sammlung und wie bist du zu ihr gekommen und hast sie bis heute?
Hallo Alex, vielen Dank das du direkt zugesagt hast, hier mit zu machen. Erzähl uns, was ist deine schlimmste LP, die in deiner Plattensammlung steht? Warum ist ausgerechnet diese Platte die Schlimmste in der Sammlung und wie bist du zu ihr gekommen und hast sie bis heute?
FRANZ K. – WIR HABEN BOCK AUF ROCK
Franz K. aus Witten waren eine der ersten deutschsprachigen Rockbands. Ihre Platte „Wir haben Bock auf Rock“ war ihre dritte LP und markierte laut Wikipedia wohl den Durchbruch der Band … was erstaunlich ist … wie mögen wohl die ersten beiden Platten klingen?
Auf „Wir haben Bock auf Rock“ befinden sich 8 Songs, wobei „Halt mich fest Teil 2“ nur die Boogie-Fortführung von „Halt mich fest Teil 1“ ist.
Gleich zu Beginn ziehen Franz K. mit dem Titellied „Wir haben Bock auf Rock“ alle Register.
08/15 Gitarrenriff, Drums die soviel Power haben wie wenn man mit der flachen Hand auf ein rohes Schnitzel haut und ein Sänger der einem Textzeilen wie „Ich fahr richtig ab, und das nicht zu knapp; denn nur Rockmusik knallt richtig rein“ ohne jede Ironie um die Ohren knallt.
Ok, die Platte ist von 1977, da war das mit den deutschen Texten noch ziemlich neu, das gilt allerdings nicht als Erklärung für das was Franz K. an lyrischen Ergüssen auf die Menschheit losgelassen haben … gab es doch 1977 schon Platten wie Ball Pompös oder Sister King Kong von Udo Lindenberg.
Ein weiterer Höhepunkt auf „Wir haben Bock auf Rock“ kommt am Ende der ersten Seite mit dem Lied „Der König“, eine Hommage an Elvis Presley.
Ich stelle hiermit die Theorie auf, dass dieses Lied irgendwie zu Elvis (der ja im Erscheinungsjahr der Platte gestorben ist) vorgedrungen sein muss und es am Ende seine Todesursache war! Worte können dieses Lied kaum umschreiben, ich versuche es dennoch:
Das Schlagzeug Intro klingt wie meine ersten Gehversuche mit den Häkelnadeln meiner Oma auf ein paar halb vollen Keksdosen, danach ein paar beliebige, kraftlos gespielten Powerchords auf der E-Gitarre und der Gesang faselt irgendwie rum dass der König tot ist aber doch lebt usw … Irgendwann in der Mitte des Songs dann ein Taktwechsel und es folgt für ca 3 Minuten das langweiligste Pentatonik Solo der Musikgeschichte.
Ok, ich könnte jeden einzelnen Song der Platte ins Visier nehmen, so z.B. auch das erste Lied auf der zweiten Seite „Tiger“.
Das spare ich mir aber und empfehle euch einfach mal in die Platte rein zu hören und euer eigenes Bild zu machen.
Ich bin mir gar nicht mehr sicher, wie ich zu der Platte gekommen bin, wahrscheinlich hab ich sie irgendwann mal für eine Mark von ner Plattenbörse mitgenommen. Auf jeden Fall geb ich sie nie wieder her, denn man kann „Wir haben Bock auf Rock“ mit Fug und Recht als eine der beschissensten Platten aller Zeiten bezeichnen und trotzdem oder gerade deswegen versprüht sie eine gewisse Faszination die ich nicht leugnen kann… so ist sie bei weitem nicht die am wenigsten gehörte Platte in meinem Schrank.
Die Band hatte sich dann übrigens irgendwann in den 90ern aufgelöst nachdem der Sänger gestorben ist. Gitarrist Mick Hannes war zeitweise sehr erfolgreich als Songwriter für deutsche Schlagersänger.
Als ich Mitte der 90er für den Schlagersänger IBO Schlagzeug gespielt habe war ich ein paar mal mit Mick Pommes essen, hab mich aber nicht getraut ihm zu sagen was seine Platte „Wir haben Bock auf Rock“ für mich bedeutet.