Münster, neulich. Der langhaarige, biervernichtende Markus K. (27), Kampfname “Koloss“, bat zum Tanz. In den Katakomben seines als bester Skateshop der Welt getarnten Horrorkabinetts “Black Heaven” zwang er die arg- und ahnungslosen Unschulden vom Lande Bastard Royalty und High (meine Band, weswegen ich zur Anwesenheit verpflichtet war) aus dem süddeutschen Anti-Kulturraum für beste Unterhaltung zu sorgen. Rund 40 bestgelaunte und saumäßig nette Münsteraner*Innen stürmten den Ort des lärmenden Grauens und hatten zu allem Übel hin auch noch Spaß. Wie durch ein Wunder kam an diesem verhängnisvollen, jedoch spitzenmäßigen Abend niemand zu Schaden, auch wenn Markus K. auf dreisteste Art und Weise versuchte, seine Opfer hemmungslos mit Gerstensaft gefügig zu machen.
So will es die Legende. Und warum nun das Ganze? Nun, an besagtem Abend erfuhr unsereins so einiges über Whalehunter aus Münster, die eigentlichen Protagonisten dieses Beitrags, auch wenn die Herren Joni Iommi (Gesang), Moro Pesch (Gitarre), Niklars Ulrich (Bass) und Heat Loaf (Schlagzeug) persönlich gar nicht zugegen waren. Zum Beispiel, dass der Sänger auch bei unseren Split-LP-Freunden Dismalfucker ins Mikro grunzt. Oder aber auch, dass “The Rut” eine so hammergeile EP sein muss, dass der “Koloss” gar nicht anders konnte, als jetzt auch noch ins Labelbusiness einzusteigen, um uns eine Vinylversion des musikalischen Blauwals anbieten zu können. Zusammen und mit freundlicher Unterstützung von My Ruin gesagt und getan, et voilà, jetzt rotieren Whalehunter auf meinem Plattenspieler.
Würde ich in meinem Leben nochmal umziehen, dann ab nach Münster. Saugeile Leute dort, sehr familiär alles und man fühlt sich wohl und willkommen. Nebenbei scheint Fahrradfahren nicht ganz so lebensgefährlich wie überall anderswo auf dieser Welt zu sein. Eine Oase des puren Glücks also. Warum um alles auf der Welt müssen Whalehunter dann nur so furchtbar brutal und angepisst klingen? Antwort: weil es geil ist! Achtung: Phrasendrescherei. Whalehunter liefern auf “The Rut” einen Bastard aus vertrackten Rhythmen, irren Taktwechseln, krasser Dynamik und einem Gekeife wie Dennis Lyxzén zu seinen besten Refused-Zeiten – und noch härter. Converge, Escapado, The Dillinger Escape Plan, At The Drive-In, Grindcore, Mathcore, Sonstwas-Core, von all dem ein bisschen und von all dem nur das Beste. Acht mal die volle Breitseite, mit offenem Visier herausfordernd – und doch nimmt man diese Herausforderung dankend an.
Trotzdem dass Whalehunter mit ihrem Krach vom (vermeintlich) wohlklingenden Mainstream so weit weg sind, wie das Münsterland vom Himalaya, haben sie irgendwas an sich, was eine*n magisch anzieht, mitwippen lässt (sofern das eigene rhythmische Verständnis es erlaubt) und eine*n mit einem zwar verstörten, aber trotzdem mit einem Lächeln zurück lässt. Und ja, ich kann Markus K. selbstredend verstehen, dass der sich da jetzt als Labelmensch engagiert. Grab mal bitte noch mehr so Zeug aus, Compadre!
Das Artwork, passend zum Bandnamen, verströmt so ein bisschen schaurige Herman Melville-Romantik und kommt auf Inside/Out-Cover äußerst schick daher. Wer aus welchen Gründen auch immer dem Walfang was ironisches abgewinnen kann, der/die dürfte Gefallen am Popeye-Artwork auf dem Inlay finden. Eben jenes findet sich als Print auf der B-Seite der einseitig bespielten Scheibe. Nobel geht die Welt zugrunde. Vorher aber unbedingt noch Whalehunter auschecken, z.B. bei My Ruin oder im Black Heaven Shop.