Achtung! Dieses Review ist relativ lang.
Im Osten was Neues! Ich weiß gar nicht, wie jetzt anfange. Mit „Ich habe hier das neue Album der Deutschpunk-Band Widerstand der Dinge liegen“ oder lieber „Auf meinem Tisch liegt nun als das neue Album der deutschsprachigen Punkband Widerstand der Dinge.“? Naja, ich glaube ich nehme letzteres, denn Deutschpunk ist in meinem kleinen engmaschigen Hirn unter „Rumpelmusik“ oder „Ja, ich habe ein Instrument, aber keine Ahnung was ich damit tun soll und deshalb schreie ich wütend rum“ gespeichert – und das trifft auf „Schnauzer Halten“, das Album der Leipziger, mal so gar nicht zu.
Wenn ich ehrlich bin, ist das auch kein Deutschpunk oder deutscher Punk, sondern vielmehr eine hervorragende Mischung aus, NDW, Wave und etwas Post-Punk mit deutschen Texten. Gut für mich! Dann muss ich nicht so viel denken beim Zuhören. Mit „Die Meile“ eröffnen die drei Leipziger eines – Achtung Spoiler! – der besten deutschsprachigen Alben aus der „alternativen Blase“, welches mir 2021 bisher zu Ohren gekommen ist. Erschienen ist es auf Dran Musik. Ich habe mir natürlich auch das Erstlingswerk zu Gemüte geführt und schon dieses hat mich positiv überrascht! Mit dem zweiten wurde jetzt noch einmal eine gute Schippe draufgelegt, sodass es jetzt kein Häufchen mehr ist, das die drei hinterlassen, sondern ein ordentlicher Haufen. Und zwar ein Haufen guter Musik.
Möchte man Vergleiche bemühen, würde ich Namen nennen wie zum Beispiel Love A, Isolation Berlin oder auch Trümmer – aber ohne sagen zu wollen, dass die alle gleich klingen. Nein, jede hier genannte Combo hat Ihre eigene Note. Und so auch Widerstand der Dinge. Wavige und NDW-Elemente und eine wie Faust auf Auge passende Stimme werden hier zu einem Sahnehäubchen mit Songs zwischen 45 Sekunden und rund drei Minuten verschmolzen. Mal waviger, wie eben der Opener, mal ordentlich nach vorne in NDW-Punk-Manier wie bei „Der Uwe“. Die Texte bewegen sich zwischen erzählten Wunschvorstellungen, Gedanken, die scheinbar gerade im Kopf aufpoppen, und klassischen Themen wie Herzschmerz oder auch kritischer Betrachtung von zum Beispiel Religion in all ihren Fassetten – und das, ohne dabei langweilig zu werden und ohne dass ich das Gefühl bekomme, alles schon 100-mal gehört zu haben.
Ich ziehe meinen Hut (der wegen meiner vielen Haare, weil ich seit Lockdown Nr. 3 nicht mehr beim Schneiden war, neben mir auf dem Tisch liegt und nicht mehr auf meinen Kopf passt) vor dieser Leistung. Meines Erachtens nach stimmt hier alles. Das Coverartwork hat sich in mein Hirn gebrannt und auch die Songs laufen jetzt in meiner Spotify-Playlist mit. Und auf dem Plattenteller sowieso.
Leute kauft euch das, echt jetzt. HIER.
Und weil mir die Songtitel so gefallen, bastele ich jetzt noch einen Satz der alle Titel in original oder abgewandelter Form enthält:
„Der Uwe geht ne Meile Richtung Mehr, am Ufer dann das Problem: eine Vision bringt sein Ego aus der Ruhe. Er blickt zurück über´s Schulterblatt, da entfacht ein Feuer in seinem Herz und er erkennt: Kunst ist die Würze für Harmonie und Zufriedenheit.“
Macht das Sinn? Keine Ahnung, mir egal.