Es ist schon wieder so weit, die Jungs der britischen Pop-Punk Band You Me At Six bleiben der Musik und ihren Fans weiterhin treu und veröffentlichen im Frühjahr 2023 mit Truth Decay bereits Studioalbum Nummer 8. Gerade mal zwei Jahre sind seit dem letzten Release „Suckapunch“ vergangen, doch an Kreativität und neuen Ideen scheint es der Band zurzeit nicht zu fehlen. You Me At Six meldet sich mit einem Durchbruch zurück, der eine interessante Abwechslung bereit hält und sich musikalisch wieder stark an den Wurzeln der 5-köpfigen Band orientiert.
Schon während der ersten 3 Minuten wurde mir klar, diese Platte verdient ihre Aufmerksamkeit. Mit dem wahnsinnig einprägsamen Opener „Deep Cuts“ wurde ich hier direkt ordentlich belohnt. Ein starkes Gitarrenriff und ordentliches Tempo machen beim Zuhören mächtig Spaß. Besonders der Chorus blieb mir anschließend noch einige Tage lang im Kopf. Auch Nummer 2 „Mixed Emotions (I Didn’t Know How To Tell You What I Was Going Through)“ hat Ohrwurmgarantie. Die eher ruhige Stimmung in der Strophe gepaart mit druckvolleren Passagen im Refrain schaffen eine angenehme Dynamik, die schnell mal zum Abgehen und Mitsingen verleiten.
Und so ging es mir fast die ganze Zeit. Das Album weiß einfach, wo es die richtigen Akzente setzen muss, um sich musikalisch gut von anderen Bands abzugrenzen. Wer auf druckvolle Gitarren und verspielte Rhythmen steht, wird mit Songs wie „Who Needs Revenge When I’ve Got Ellen Rae“ oder „No Future? Yeah Right“ belohnt. Letzterer im Übrigen unterstützt durch den Musiker Rou Reynolds, unter anderen bekannt als Lead-Sänger der Band Enter Shikari, dessen musikalischer Einfluss in diesem Song nicht unbemerkt bleibt. „:mydopamine:“ oder „Traumatic Iconic“ hingegen stehen für die poppigeren oder auch melancholischen Seiten dieser Platte und auch das macht einiges her. So hat mich das einzige Gitarrensolo auf Truth Decay im Song „:mydopamine:“ vor allem wegen der ruhigen und durchaus schlichten Spielweise echt abgeholt. Für mich ist es letztendlich vor allem die Abwechslung, welche einem hier geboten wird. Kein Song gleicht dem anderen und trotzdem harmonieren sie alle wunderbar miteinander.
Beim Hören des Albums bin ich zwangsläufig hier und da über die Ähnlichkeit zu anderen Musiker*innen gestolpert, so musste ich beispielsweise bei Songs wie „God Bless The 90’s Kids“ oder „Breakdown“ stark an Bands wie All Time Low oder Simple Plan denken. Doch das tut dem Hörerlebnis überhaupt nicht weh. Ganz im Gegenteil macht es die Band für mich nur noch sympathischer. Sänger Josh Franceschi selbst sagt, man habe mit “Truth Decay” versucht, sich auf das zu konzentrieren, was You Me At Six in ihren Ursprüngen ausgemacht hat.
Erwähnenswert ist aus meiner Sicht vor allem der Schluss dieser Platte. Hier ist erstmals auch eine weibliche Stimme zu hören. Gemeinsam mit der aufstrebenden britischen Sängerin Cody Frost wurde „A Love Letter To Those Who Feel Lost“ aufgenommen. Und ja, das Ganze gibt dem Album seinen finalen Touch. Der abwechselnde Gesang zwischen Cody Frost und Josh Franceschi gepaart mit ruhigen, teils elektronischen Elementen, schaffen ein sanftes Ende und runden die Platte grandios ab.
Musik ist und bleibt am Ende des Tages ein subjektives Thema, ob es einem gefällt, darf zum Glück jeder für sich entscheiden. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die erfrischende Abwechslung und Kombination einzelner Musikstile auf dieser Platte nicht nur mich begeistern kann. Mit insgesamt 13 Tracks und einer Spiellänge von knapp 45 Minuten nimmt einen dieses Album mit auf eine spannende Reise über die besten Zeiten der Alternative Rock & Pop-Punk Ära der letzten 19 Jahre hinweg und schafft es dabei, seinen ganz eigenen Charakter zu entwickeln. Das Album wurde in Zusammenarbeit mit dem Bandeigenen Label Underdog Records sowie AWAL Recording Ltd. veröffentlicht und ist aktuell über JPC zu haben.
Viel Spaß beim Hören!