Ein erstes Lebenszeichen gab es schon in 2021. Aber mal ehrlich: hab ich darauf gewartet?
Ne, dafür ist der anarchisch, sophisticated, schrammelige Indierock, den die drei jungen Männer 2010 mit “du nicht er nicht sie nicht” in den Rockhimmel schrien, zu lange her.
Die Band 1000 robota selbst hat eine wahnsinnig spannende, reibungsvolle Bandgeschichte hinter sich. Erzählt vom jung und rebellisch sein. Rebellisch im Zusammenhang mit der Er-Findung und Herstellung der Musik.
Einen Film haben sie damals über sich gemacht. Die drei Freunde, seid Kindheitstagen.
“Wir wollen entstehen, wir wollen Entstehung verursachen”
Das ist doch einfach nur geil! Das klingt nach Gymnasium, ist halt der gutbürgerliche Ansatz des Punkrock. Verzeiht mir den Vergleich, doch ich empfand, bzw empfinde beim Hören der ersten Scheibe, immer totale Gänsehaut. Reibung und Provokation ohne Ende, und ich kann mit “Hamburger Schule” recht wenig anfangen!
Zeitsprung: 10 Jahre später, das letzte Album “ufo” von 1000 robota in 2012 ist nun lange her, haben sich die drei Bandmitglieder Sebastian Muxfeldt, Jonas Hinnerkort und Anton Spielmann durch Songstrukturen und Aufnahmen gearbeitet, um ein 10 Song Nachfolger namens “3/3” auf den Plattenteller zu legen.
Nachfolger? Mitnichten. Übertrieben poppiger Art-New-Wave klingt aus den Boxen. Das erste Hören fällt mir wirklich schwer.
Honigsüße Melodien umgarnen, gedichtbandartige Lyrics wabern darüber. Die Zerstörung von Songstrukturen findet nur noch im Bild statt:
Mäandernd zwischen dem Pop von den Einstürzenden Neubauten und der Elektronik von Kraftwerk. Hochgradig Kunst.
Tieftragende Tonalität bei “gift”
Sich selbst permanent hinterfragend, bedeutet nicht, dass man eine Frage gestellt hat. Und darin liegt für mich die Herausforderung. Ist es Quatsch oder Rockolymp?
Kochen wir das ganze mal runter. Es ist weder das eine, noch das andere. Und es ist anders. Erwartungshaltungen werden hier von vornherein abgesägt; überhaupt nicht erwähnt.
Deswegen fühle ich mich erstmal etwas schutzlos in diesem musikalischen Raum.
1000 robota haben hier einen Strauß reflektierter Songs auf die Platte gepackt. Die übrigens in einer limitierten Variante tatsächlich mit einer geschmolzenen Einkaufstüte umhüllt ist; also ein Kunstwerk, jedes ein Unikat.
Phantasievoll verpackte Songs im Indiepop-Badmantel. So richtig sitzt er nicht, macht aber nach jeder Dusche, sprich Song, Sinn, in anzuziehen.
Früher waren 1000 robota eher repetitiv, nun sind sie durchdacht, überraschen im Songwriting. Und ich lasse hier bewusst mal Songbeispiele weg, schaut und hört die verlinkten Videos. Im Ganzen, wenn die Platte mal durchläuft, ergibt “3/3” irgendeinen tieferen Sinn, hinterlässt den Zuhörer in der aufgebauten Phantasiewelt des desöfteren mehrstimmigen Gesangs. Den gleitenden Vocals. Besingen existentialistisches. Den teils seltsamen Songtiteln, alles erfüllt den vor wenigen Minuten noch leeren Raum.
Nichts ist mehr rau und ungeschliffen wie eine Dekade zuvor; es stellt sich die Frage, wieso man sich nicht umbenennt. Nun, die drei sind gewachsenen Menschen und teilen eben durch ihr bereits erschaffenes Sprachrohr mit, was sie heute zu erzählen haben.
Ich finde, das ist ihnen sehr gut gelungen.
Sperrig weich, sanft reibend.
1000 robota – 3/3
Was hoffentlich nicht heißt, dass es das letzte Album ist, sondern andeutet, dass es beim Vierten eine nochmalig Richtungsänderung geben wird?
Es gibt nicht alle Songs bei Bandcamp, noch, ist mir aber die liebste Verlinkung. Ihr findet die Band sicher auch bei Spotzifei und deezer.
Käuflich zu erwerben z.B. bei JPC