Tin-Tin-Tin-Tin-Tin… Genauso minimalistisch wie die Lyrics ist auch der Beat zu Beginn des Albums „Took The Wrong Way Home“ von INGA Reidel. Es ist bereits das zweite Album der Münchnerin auf dem Label Trikont, bei dem sie nur zufällig gelandet ist. Denn eigentlich war die Künstlerin gar nicht so scharf darauf, ihre Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Und so versprüht das Album auch seinen ganz eigenes DIY-Flair, als Hörer*in kann man sich sehr gut vorstellen, wie die Künstlerin vor dem Laptop sitzt und eine Spur nach der anderen oberndrauf packt.
Quasi beiläufig säuseln sie los, die elektronischen Beats, getoppt mit den kleinen, aber feinen Melodien, die aber auch ab und zu brechen und die Songs in eine andere Richtung wandern lassen. INGA singt auf Deutsch, Französisch, Englisch – eben wie es ihr gefällt und am besten zum Song passt.
Das zweisprachige „Oh Jemine“ ist eine schwungvolle Ode an die mindful journey im Camper, umhüllt von ätzenden Seitenhieben an alle, die sich seit Beginn der Pandemie mit dem Erwerb kostspieliger Wohnmobile die Freiheit zu kaufen versuchen.
Der Song „An easy way“ erinnert mich an das wundervolle Instrumental „Baron Samedi“ der Hamburger Band Kante (wo bleibt eigentlich mal eine neue LP von den euch, Jungs?). „Die Tiere sind unruhig“ stellten diese ja bereits 2006 fest, INGA hat gleich zwei tierische Songs im Angebot. „Freaky Birds“ überrascht tatsächlich mit Vogelgezwitscher, und in „Frösche“ wird das Quaken eines Lurches immerhin perfekt unperfekt imitiert. Das Verzerrte in „Imagine“ geht hingegen eher in Richtung The Notwist und in dieser Gemengelange bewegt sich das ganze Album.
„Took The Wrong Way Home” bleibt mit jeder neuen Runde spannend, denn es fällt immer wieder etwas neues auf. Ein Beat hier, ein kleiner Bruch da: Es macht einfach Spaß, sich alle Songs dieses Albums in entspannter Weise zu erarbeiten.
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