“What can you do?” – Mit dieser Frage beginnt das aussagestarke und gefühlvolle dritte Album von Elm Tree Circle aus Iserlohn. Was gleich auffällt: Dieses Album ist um einiges ruhiger, langsamer und melancholischer und geht vom anfänglichen Emo-Punk ganz klar mehr in die Indie-Richtung. Nicht ganz typisch für das Berliner Label KROD Records (Keine Rose Ohne Dornen) vom lieben Jordan.
Die Produktion gefällt mir sehr gut, denn hier wurde sich nicht nur um ein (übrigens tolles!) Songwriting gesorgt, sondern auch für ein stimmiges Miteinander der Instrumente und Stimmen. Hier passiert nichts zu viel oder zu wenig. Songs wie “All About You” haben definitiv Radiopotential und holen mich auch emotional ab.
Emotional ist generell eine adäquate Beschreibung für diese Platte. Ich muss mich zwar immer erst an die Stimme von Sänger und Gitarrist Nic gewöhnen, doch ab einer gewissen Zeit lässt sie einen einfach nicht los. Es ist schon ulkig: Anfangs mochte ich die Single-Auskopplung “Violent Soho On The Mood” mit seinen “Yeah, yeah, yeah”-Parts gar nicht. Doch ich merke, dass ich auch Tage nach dem ersten Hören noch einen Ohrwurm des doch sehr toll geschriebenen Stücks habe! Schade nur, dass auf dem Backcover der Platte ein Tippfehler beim Songtitel ist.
Zurück zum Sound: Langsamer Indie, zu dem man maximal ein bisschen Mitwippen kann, ist eigentlich gar nichts für mich. Aber die Power eine Livekonzerts kommt doch durch die Boxen zuhause irgendwie durch und das liegt vor allem an den schön wechselnden Parts – ruhig gehaltene Strophen, die in kraftvollen Hooks explodieren. “I Got It” ist zum Beispiel so ein Song auf der A-Seite, der gut eine guilty pleasure einer Mainstreamband sein könnte. Bin an dieser Stelle wirklich begeistert. Ich fühle mich gerade irgendwo bei Wheatus, nur mit weniger College und viel mehr relatable.
Das Einzige, was ich an dieser Scheibe auszusetzen habe, ist die latente Eintönigkeit. Spätestens ab der B-Seite des insgesamt zehn Songs starken Album hätte ich mir andere Tempi und Rhythmiken gewünscht. Ein alter Emo-Fan wie ich ergötzt sich zwar an der Nics Melancholie, aber irgendwie war es dann auch früh wieder gut für mich. Später wird es zwar immer mal kräftiger und vor allem “Tripping” hat diese Gänsehaut-Parts bei denen man sich wirklich vorstellen kann, wie eine Band gerade alles gibt und sich das Leid von der Seele singt.
“No Fomo” von Elm Tree Circle ist definitiv ein Hörtipp. Aber das Album ist mit Ruhe, am besten allein, vielleicht mit einem Drink oder dem Partner zuhause zu hören. Meine Anspiel-Tipps: “I Got It” und “Tripping”.
Hier könnt ihr euch das Album bestellen: jpc oder KROD Records Shop.
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