Die 2002 gegründete Rügener Band Cor ist seit jeher für ihre Schaffenskraft bekannt. Wenn man die 18 Jahre Bandgeschichte betrachtet und dann auf insgesamt 13 Tonträger trifft, dann merkt man schon, dass die Band um die verbliebenen Gründungsmitglieder Friedemann Hinz und Johannes Hinz einen ziemlichen Fleiß an den Tag gelegt hat. Nun denn, neuerdings hat sich die Besetzung ergänzt und so wurden Gitarrist Christian und Bassist Matthias durch Robert Lefold und Tino Damms ersetzt. Ob sich das auch auch den Stil und die Beschaffenheit dere Songs ausgewirkt hat? Ja, ein wenig durchaus. Wenn man „Friedensmüde“ mit den Vorgängern vergleicht, dann fällt einem sofort auf, dass es in DIY entstanden ist. Etwas roher, nicht so clean produziert und durchaus mit sehr aktiven Ecken und Kanten gespickt. So könnte man diese Scheibe beschreiben. Klar, grundsätzlich bleiben Cor halt Cor, aber wie gesagt. Ein wenig anders klingt das schon. Find ich aber gut und steht dem Vierer sehr.
Aber jetzt lasst uns doch mal ein bisschen was von den Songs näher beleuchten. Die Kritik zuerst, bevor das Lob kommt. Ich bin nämlich ein kleines bisschen enttäuscht von manchen Songs, die zwar textlich wieder super daher kommen, aber irgendwie vom Songwriting in musikalischer Hinsicht relativ einfallslos klingen. Friedensmüde = Kreativitätsmüde? Nicht durchgehend, aber so Songs wie „Mittelfingergruß“ wirken einfach, wie mal so eben aus dem Ärmel geschüttelt, damit das Album voll wird. Aber jetzt genug des Gemeckers, denn es gibt genug Material auf der Platte, welches sie zu einer echt guten LP macht.
Für mich sind die beiden absoluten Bringer „Seele streicheln und vergiften“ und „Abriss“. Zwei flotte Songs, die in meinen Augen das mitbringen, was ich an Cor schon immer mochte. Sinn und Verstand in den Texten, etwas Hardcore und feine Riffs an den richtigen Stellen. Dazu kommt auf dieser Platte eben dieser etwas raue Charme und das steht den Herrschaften wirklich gut zu Gesicht. Gesellschaftskritisch und das mit Nachdruck, so präsentieren sie sich in den Lyrics und daher hat man das volle Paket auch auf „Friedensmüde“.
Wenn ich ein Fazit ziehen will, dann ist der neue Langspieler der Rügener Recken wie alle zuvor auch. Nicht langweilig, in großen Teilen sehr gut geschrieben und auch ganz sicher nicht überflüssig. Friedemanns etwas gewöhnungsbedürftiger und teilweise sperriger Gesang passt zum Rest, denn wenn Cor etwas nicht sind, dann allgemeinverträglich. Mir gefällt und wer mit dem bisherigen Schaffen der Band vertraut ist, der kommt auch auf „Friedensmüde“ klar. Erschienen ist das Ganze über das eigene Rügencore.
Kaufen könnt ihr euch die Platte dann zum Beispiel bei JPC.
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