Wer in den 70ern und 80ern groß geworden ist, oder es vielleicht schon war, der kennt sie. Die grünen oder orangenen Küchenzeilen. Telefone, ihr wisst schon, diese ortsgebundenen Dinger mit Wählscheibe und Kabel, gab es ebenfalls in diesen Farben. Herrlich, zumindest retrospektiv betrachtet. Und genau in diesem orange dreht sich die Debüt-Platte von Orla Gartland nun auf meinem Plattenteller, genau in dieser Farbe ist der Schriftzug „Women On The Internet“ gedruckt. Der Sound ist aber definitiv neu. Und gut.
Orla Garland hat sich bereits mit der Debüt-EP „Laughing at My Own Jokes“ 2011 einen Namen in der irischen und britischen Indie-Szene gemacht und anschließend noch vier weitere EPs rausgebracht, „Roots“ (2013), „Lonely People“ (2015), „What am I Like This?“(2019) und „Freckle Season“ (2020). Also jede Menge gute Musik! Mit dieser hat sie vor über zehn Jahren vor allem über´s Internet, durch You Tube Videos, mit selbst aufgenommen Cover-Songs, Bekanntheit erlangt. Um so treffender der jetzige Albumtitel.
Hört man sich durch die bisherigen Veröffentlichungen, dann unterscheidet sich die Platte von den EPs, ist poppiger, ist lauter, bisweilen elektronisch, wo zuvor klassischer Singer-Songwriter-Sound zu hören war. Wobei das so auch nicht ganz stimmt, eigentlich knüpft die Platte an die 2015er EP „Lonely People“ an, ist aber reifer, tiefgängiger, weiter ausgearbeitet, was vielleicht daran liegt, das sich Orla Gratland neben dem Schreiben von Musik auch mit der Produktion eingängiger beschäftigt und ihr eigenes Label New Friends gegründet hat, um als Indie-Musikerin eben das zu sein, unabhängig.
Nicht nur der Sound, auch ihre Stimme wirkt reifer und more powerful, was direkt bei Opener „Things That I’v Learned“ zur Geltung kommt und die Zeilen „These are The bridges that I’v burned, this are the things that I’v learned“ absolut glaubwürdig macht und zugleich mitreißt. Auch wenn der nächste Track erstmal nicht so viel Power versprüht, zumindest bis man sich zum Refrain gehört hat.
Genau das ist es, was das Album ausmacht: Text und Sound greifen wunderbar in einander, immer ein wenig unerwartet, immer neu, immer anders, immer unüberhörbar Orla Gartland. Starke schnelle Songs wie „Zombie!“ im Wechsel mit ruhigeren, die sich vielleicht am ehesten dem Singer-Songwriter-Genre zuordnen lassen, wo Orla Gartland ja ihre Wurzeln hat. Wie „Do you Mind?“. Texte, nie einfach und belanglos, sondern in Auseinandersetzung mit sich selbst, dem shit der Adoleszenz, reflektiert und lyrisch.
Mit diesem Album lässt sie uns definitiv wissen, dass Indie nicht tot ist, das junge, unabhängige Frauen, wie Orla Gartland oder auch Phoebe Bridgers längst das Heft übernommen haben und den Indie-Sound neu schaffen, jede auf ihre Art anders. Ganz wunderbar. Und spätestens mit diesem Album müsste es nun auch der:die letzte gemerkt haben.
Das Album gibt´s, in dem schönen 70er-Jahre orangem Vinyl, aber auch in schwarzem Vinyl und als Tape (Übrigens auch in Orange) oder als Bundle. Sowieso lohnt sich der Blick in den Merch-Shop, weil Socken. Es gibt Socken. Genial!
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |