Was macht ein ehemaliger Metal- und Hardcore-Drummer? Er studiert aktuell Bildende Kunst in München und macht nun Ambient Electronic Music. Nun ist Ambient bestimmt nicht allen unseren Lesern geläufig. Deshalb ein kurzer Exkurs in die Theorie.
Ambient ist eine Variante der elektronischen Musik, wobei charakteristisch für Ambient sphärische, sanfte, langgezogene und warme Klänge sind. Im Hintergrund stehen beim Ambient Rhythmus und Percussion bis hin zum völligen Wegfall. Meist kommt der Beat über Percussiontexturen oder rhythmische Melodien und Bassverläufe. Interessant finde ich persönlich, wenn mit räumlichen Effekten, Soundscapes und Feldaufnahmen experimentiert wird. Auch Geräusche, gerne aus der Natur, sowie die Stimme werden verwendet. Die Stücke sind oft lang, gehen ineinander über und folgen keiner klassischen Struktur. Gerade dieses Element, macht Ambient für mich interessant.
Giovanni Raabe alias BRNJSMIN interessiert sich nach eigenen Aussagen für Musik an der Grenze zur Klangkunst. Ein Suchender also. Oder ein Forscher, der neue Wege sucht? In den Liner Notes schreibt er „Vielen Dank für Ihre Hilfe und Ratschläge zum Erstellen von Computermusik“. Also in jedem Fall, jemand, der auf seiner Suche auch Ratschläge sucht und annimmt.
Hört man sich seine dreizehn Stücke vom Album „Wind bei Nacht“ an, so wird eines klar, BRNJSMIN geht mit einer Leichtigkeit und Unbedarftheit an die Stücke. Diese Art und Weise ist Grund für die ein oder andere nicht vorhersehbare Wendung, schafft aber auf der anderen Seite eine Menge an Freiheitsgraden.
Nach einem lauten, eher noisigen Start in Lo-Fi-Art, geht es über abstrakte Soundscapes bis hin zu tanzbarem House. Ein verstimmtes(?) Piano, Orgeln und stille Abschnitte erzeugen eine Spannung in den Songs. Percussionpattern sorgen für Beruhigung, während Techno-Passagen genau das Gegenteil bewirken. Dann wieder nehmen ruhige Passagen eine Wendung, nur um sich kurz danach wieder umzukehren. Das klingt sehr theoretisch, klingt aber durchweg spannend und schaffen so den Zusammenhang, der Wind und Nacht reflektiert.
Flüssige Ambient-Elektronik, knusprige und abstrakte Bässe heißt es bei Verydeeprecords sowie herzerwärmende Feldaufnahmen und unheimliche Klanglandschaften durchdringen das Debütalbum „Wind bei Nacht“ von BRNJSMIN. Ich denke, dieses Album hat so viele Facetten, dunkle Bassmusik, blumige, aber auch krautige Synthesizer wechseln mit digitalen Vocals und abbrechenden Drum-Samples ab. Und immer wieder wird es ruhig, man wartet und atmet und wartet und atmet, und da…. Der Wind bei Nacht.
Mit der LP bekommst man noch ein limitiertes Gemälde von BRNJSMIN.
Bestellen kannst du es hier.