Weil ich ein cooler Hecht bin, höre ich erst Seite zwei der neuen Dödelhaie Platte “Linksextreme Hassmusik”. Finde das inzwischen ein ganz schön schlaues Vorgehen. Man hört sich nicht durch die ersten Singleauskopplungen – ach warte, halt, wir sprechen ja über Punk.
Es findet sich meist doch direkt der Smashhit, in diesem Fall “Fuckedifuck 2020”.
Da ich zu der Kategorie Misanthrop gehöre, höre ich dann doch lieber zuerst “einer muss den Job ja machen” an. Ihr stellt, wie ich, vermutlich fest, dass hier für jeden was dabei ist!
Auf der Vorderseite sind ganz eindeutig schwarz vermummte Linksextremisten, sie nennen sich die Dödelhaie. Nunmehr seit 1985 unterwegs im Ozean der Anarchie, im Meer des Deutschpunks. Frage mich nur, wie man so eine lange Zeit mit einem so infantilen Bandnamen verbringen kann. Ach, stimmt, Punk wird nie erwachsen; oder doch?
Die Dödelhaie jedenfalls haben es bis ins 21. Jahrhundert damit geschafft. Eventuell bekommt ihr die Antwort auf diese Frage ja in dem Interview mit Andy beantwortet.
Zwölf Jahre sind vergangen zwischen dem letzten “Hai-Alarm” Release und diesem. Elf Songs sind drauf und verpackt in ein Gatefold Cover mit einem Karten / Brettspiel. Es gab wohl einiges an Probenzeit, was anders genutzt wurde.
Man kann also, wenn man sich das Spiel zurechtgeschnippelt hat, mit den Bands Abbruch, Eisenpimmel, die Dorks, 3. Wahl und einigen mehr um die Wette spielen, wer als erstes beim Bundesamt Verfassungsschutz landet.
Viele alte Bands, die es doch heute noch gibt, die Mischung nicht ganz so linksextrem, wie der Titel verrät, denn CDU-Punker von OHL sind auch mit im Spiel. Doch was wäre diese Szene, wenn wir uns nicht selbst kritisieren würden.
Eine der verschiedenen Vinylversionen gibt es auch als Box mit Fahne und ehe ich nun noch mehr Worte verbrauche für den geradezu vor-weihnachtlich anmutenden Geschenkereigen der Band an die weiteren Insassen des Haifischbeckens, komme ich mal zur Musik:
Die zweite Seite ist, während ich mich im Artwork verlor, durchgelaufen, Seite eins liegt also endlich auf und ich kann es kurz machen: überraschend abwechslungsreich!
Zum Abschluss des Albums gibt es den Song “der Punk tanzt allein” (tanzt und tanzt auf einem Bein), auch ich bin älter geworden, nicht nur diese Jugend Kultur, und habe Kinder bekommen und ich kenne dieses Lied, yey!, Die Dödelhaie haben Anne Kaffeekanne umgedichtet. Jubel, endlich hat dies jemand getan. Im letzten Jahrhundert nahmen sie sich noch, ganz zeitgemäß, das Holzfällerlied von Monty Python vor, nun also Fredrik Vahle.
Auch die Dödelhaie singen zweistimmig, das Lied macht wirklich Fun!
Die Texte sind schon alle recht schematisch gereimt und geversmasst, haben aber einen guten Humor in der Ernsthaftigkeit mancher Themen. Andy macht sich da nicht plakativ lustig, wenn er über “Chemtrailpiloten” singt. Wenn das schon immer so war, in der Diskografie der Haie, dann ist da wohl eine gute Band an mir vorbeigegangen.
Zwischendurch etwas Musik von Bandcamp
Aktuelles Album noch nicht dort online, schaut mal bei den andern Streamern.
“Manchmal denke ich an Holland” ist für mich ein cooler Anspieltipp. Gesanglich erinnert Andy mich an den Sänger von K.G.B., spezieller an die Scheibe “einmal rund um die Sonne” (lange her!) und so ein wenig Abstürzende Brieftauben.
Alles in allem eine wilde Mischung, zwischen (mehr) Fun und (politischem) Punk, die bei Impact Records erschienen ist. Dort zu haben und auch bei **JPC**