Shame on me! Bereits das vierzehnte Album bringt Terry Lee Hale hier mit “Gristle and Bone Affair” auf den Markt, aber es ist das erste, welches den Weg auf meinen Plattenspieler findet.
Terry ist tief verwurzelt in der Musikszene Seattles und war dort schon aktiv als der große Grunge Hype Anfang der 1990er Jahre losbrach. Dieser Hype brachte ihm zwar Shows als Vorgruppen-Act von Soundgarden, Skin Yard, Screaming Trees und The Walkabouts ein, aber sein musikalisches Schaffen war und ist viel zu ruhig angelegt, als dass er mit diesen Band in einem Atemzug genannt wurde und mit diesen einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte. Trotzdem bekam er als erster Singer/ Songwriter die Möglichkeit beim zu der Zeit schwer angesagtesten Label Sub Pop einen Song auf einem Sampler zu veröffentlichen.
Der Hype um Seattle ging vorbei, Terry Lee Hale blieb bestehen, Seattle blieb seine Homebase. Er tourte und veröffentlichte immer wieder Platten, mal auf Labels wie Glitterhouse, mal in Eigenregie. Das Leben als Musiker ist nicht immer einfach. Auch, oder vielleicht auch gerade dann, wenn man so zeitlose Musik spielt wie Terry Lee Hale auf seiner neuesten Platte, die nun auch wieder bei Glitterhouse erscheint.
Schon der erste Song ” Oh Life” haut mich aus den Socken, diese Reduktion auf das Wesentliche, auf die Stimme, den Text, sein Gitarrenspiel begleitet nur von einem Bass und Streichern. Diese Stimme, der man das Alter überhaupt nicht anhört, ich hätte den Herrn locker mal 30 Jahre jünger geschätzt. Die Musik auf der Platte ist beeinflusst von alten amerikanischen Rootsmusikern, wie Bob Dylan oder Tom Waits , ich höre aber auch Sachen wie Velvet Underground oder auch Nick Cave heraus. Man merkt, ich hole hier die ganz großen Namen aus der Tasche und das vollkommen zurecht. Sowohl von der Musik, als auch von der Lyrik, die Geschichten aus Terrys Leben aufzeichnet, aber auch mit der Produktion, kann Terry hier mit den genannten Personen mithalten.
Terry macht Musik, die direkt ins Herz geht, so kitschig dies klingt, so wahr ist es. Die Produktion, die Pressung, alles sorgt dafür, dass man die Musik genau dort spürt. Und das alles mit den einfachsten Mitteln. Ohne großes Klimbim, das finde ich an Musik schon immer faszinierend.
Terry Lee Hale wohnt mittlerweile seit paar Jahren in Marseille, die Künstlerin, die er sich für die Gestaltung des Coverartworks ins Boot geholt hat, arbeitet aber in Seattle, der Kreis schließt sich also. Laura Hamje heißt die Dame, ihr Ölgemälde welches das Cover ziert passt hervorragend zu der Atmosphäre, die die Platte versprüht. Urban, aber still, klassisch, aber modern. Die Gegensätze machen das ganze Ding hier so interessant.
Ganz tolle Platte, absolute Empfehlung von mir.