Es war 2014. Eine Band namens Fujiya & Miyagi haut ihr Werk „Artificial Sweeteners“ raus und begeistert mich auf Anhieb, nachdem ich durch Zufall den Titeltrack hörte. Nun schreiben wir 2022 und die Band hat mittlerweile zwei weitere Alben auf ihrem eigenen Label Impossible Objects of Desire veröffentlicht. Plus das neueste Werk „Slight Variations“ welches nun auch noch am Start ist und vor kurzem auf eben genanntem Label veröffentlicht wurde. Wow. Zum einen sehr umtriebig, und zum anderen: Wie kann man so unter dem Radar fliegen, dass man nicht bemerkt, dass eine Band zwischen 2014 und 2022 vier Alben raushaut, oder insgesamt seit ihrer Bandgründung im Jahre 2003 das jetzt achte Album. Jedes andere Musikmagazin hätte das sicher gewusst. Oder aber, wenn man Fan der Band der ersten Stunde ist.
Die Band Fujiya & Miyagi besteht aus den Mitgliedern Steve Lewis, David Best (Gesang), Matt Hainsby und Lee Adams und kommt aus dem beschaulichen Brighton, einem Musik-Mekka, wenn man das auf der Künstlerdichte hin betrachtet.
Vorab: Ihr neues Album „Slight Variations“ tut, was auf der Verpackung steht. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber schlechter als ihre Vorgänger ist es auch nicht. Das Album bietet trockene, monotone Sprüche von Frontmann David Best in Hülle und Fülle, glatte Grooves, sanfte Annäherungen an Techno- und Discostile und generell nichts, was sich fehl am Platz anfühlt. Abgesehen von den allerersten paar Sekunden. Die ersten Töne sind nicht die der Band höchstpersönlich, sondern der Gesang der Dubliner Band Everything Shook, die den Hörer auffordert, „Platz zu machen“. Und bevor echte Aufregung aufkommen kann, tauchen bald ein katzenartiger Bass und ein Disco-Puls auf.
„Non-Essential Worker“ ist sicherlich eher als Selbstironie gedacht und klingt eher nach einer Hommage an ihre klassischen krautrockigen Tracks. Der Abschluss „Feeling the Effects“ ist eine herrlich üppige, melancholische Synthpop/Deep-House-Meditation über den Versuch, auch im Alter noch groß rauszukommen. Und hier und da gibt es diese kleinen Elemente, mit denen die Band einen bis keinen Fuß in andere Gewässer taucht und ihre Grenzen ein wenig auslotet, abwägt. „Sweat“ ist minimalistischer 80er-Jahre-Funk, und Best fordert uns auf, bis zum letzten Schweißtropfen zu tanzen. Das Instrumental ‚Oops‘ klingt wie ein glitchigeres Kraftwerk. Vielleicht sind diese Annäherungen an Bands wie Neu! oder Kraftwerk für den Laien, also einen wie mich, nicht zu erkennen. Aber dennoch würde sich der ein oder andere Kenner in der Musikbranche über diese artverwandten Sounds sehr freuen.
Zu erwerben ist „Slight Variations“ über Bandcamp und über JPC.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!