The Baboon Show sind wieder da. Ich denke, auf die obligatorische Vorstellungsrunde können wir getrost verzichten, oder? Wer das Quartett aus Stockholm noch nicht kennt, der/die hat die letzten rund 20 Jahre entweder auf, oder sogar hinter dem Mond gelebt, oder aber der/die kann mit Rockmusik mal so gar nichts anfangen – und muss somit an dieser Stelle auch nicht mehr unbedingt weiterlesen!
Die nimmermüden Schwed*Innen Cecilia, Frida, Hakan und Niclas veröffentlichen mit “God Bless You All” bereits ihr zehntes Studioalbum und dass, trotzdem sie gefühlt permanent auf Tour sind und mittlerweile auch wie im Falle von Cecilia, Nachwuchs groß zu ziehen haben. Hut ab also schon mal an dieser Stelle, auch wenn Corona natürlich auch für The Baboon Show die Tourwelt zum zwischenzeitlichen Stillstand gebracht hatte und “God Bless You All” – wer hätt’s gedacht – richtig, ihr quasi Corona-Album ist. Verantwortliches Label ist abermals eines der besten seines Fachs hierzulande, nämlich Kidnap Music. Never change a running system, zumindest nicht wenn es um dieses kongeniale Band-/Label-Duo geht.
Ansonsten wird, wie seit eh und je im Hause The Baboon Show so gehandhabt, gegen Obrigkeiten und Autoritäten aller Art gestänkert und gezetert. “If you wanna blame the power. Come follow me and blame them all.” So die ersten zwei Textzeilen des Openers “Made Up My Mind”. Und damit liefern The Baboon Show gleich zu Beginn eine treffliche Zusammenfassung ihres eigenen Werkes. An zweiter Stelle dann der Titeltrack. Und dass dieser, euphemistisch ausgedrückt, bestenfalls als zynisch zu verstehen ist… schon klar, oder?
Ja, an sämtlichen Sytemstuhlbeinen wird mal keifend, mal hymnisch, jedoch stets eifrig gesägt. Nur das eigene System, das halten The Baboon Show standhaft aufrecht. Aber klar, warum auch was ändern an diesem bisher so bestens funktionierenden Mix aus Mod, Punk, Boogie und AC/DC, Party und Krawall? Allenfalls die zu größten Teilen vom The Hives-Bassisten Johan Gustafsson übernommene Produktion ist dieses Mal präziser als auf den vorangegangenen Alben. Vor allem die Drums kicken so dermaßen und staubtrocken Arsch und treiben die zwölf Songs damit durchgehend ordentlich nach vorne. Da läuft man selbst in der heimischen Stube Gefahr, Schweiß und Kondenswasser wie auf einer der eben schweißtreibenden Liveshows der Band zu produzieren.
Soundtechnisch also auf fortgeschrittenerem Niveau, liefern uns The Baboon Show genau das, was wir von ihnen einerseits erwarten, andererseits aber auch wollen. Es tut richtig gut, auch diese Bands im Repertoire zu haben, von denen man lieber sicheres Terrain als ständige Weiterentwicklung erwartet. Zum Schluss wird’s dann aber doch noch ein kleines bisschen anders. Mit “Prisoners” wirken The Baboon Show nachdenklich, fast schon pathetisch. Mit Piano und Schmalzpotenzial spielen sie uns hier eine dennoch wunderschöne Ballade vor. Why not!? Ganz zum Schluss möchte ich dennoch keine Kaufempfehlung für “God Bless You All” aussprechen. Nein, ich möchte eine Kaufempfehlung für ALLE The Baboon Show-Releases aussprechen! Für wen es aber ob der großen Auswahl an erstklassigen Scheiben das aktuellste Werk sein soll, der/die kann dieses z.B. bei JPC ordern.
Nun noch was in eigener Sache: mein besonderer Dank geht an Kidnap Music, bzw. Tante Guerilla, die einem kleinen Hobbyschreiberling wie mir die limitierte Version inklusive einem schnieken Wandkalender mit tollen Bildern und Momentaufnahmen der Band für diese Rezi hier geschickt haben. Das halte ich für alles andere, nur nicht für selbstverständlich, den Kalender dagegen für ein äußerst gelungenes Gimmick! Schaut also gerne auch nach dieser Version, am besten direkt bei Tante Guerilla.