Bands von der Insel – man erkennt sie sofort! Nicht immer, aber immer öfter. Ist es diese besondere Nuancierung der eigenen Sprache, welche meinen doch recht altmodischen Englischpauker Herr D. anno dazumal zu der Aussage hinreißen lies, wer Englisch lernen möchte, der/die gehe nicht nach England. Oder ist es diese subtile Melancholie der Musik, die selbst in fröhlichen Songs immer leicht mitschwingt? Es ist schwer zu definieren – und doch ist er unterbewusst da, dieser ganz besondere Wiedererkennungswert.
Auch The Luka State sind da recht einfach zu entlarven. Oben genannte Attribute bietet das Quartett aus Winsford, einem Provinzkaff zwischen Liverpool und Manchester, jedenfalls zur Genüge. Ihr Indierock auf ihrem Zweitwerk „More Than This“ schwebt eindeutig zwischen prominenten Vertretern aus dem UK (und auch Irland) wie den Stereophonics, Bush, Biffy Clyro, oder The Strypes. Und somit dürfte klar sein: wem es ähnlich geht wie mir mit dieser alternativlosen Zuordnung und wer obendrein noch auf Musik von jenseits des Ärmelkanals steht, dem/der wird The Luka State auf jeden Fall gefallen.
Dabei ist es im Falle von The Luka State geradezu programmatisch, dass die Musik der Band von dieser gewissen Schwere getragen wird, verarbeitet sie in ihren Texten doch keine leichte Kost. Gemäß der geographischen Herkunft bieten The Luka State eine Platte für die Arbeiterklasse, zumindest aber für deren (psychische) Probleme, Ängste, Sorgen. Die Band nimmt direkten Bezug zur Gegenwart und auf die Welt, aus der sie stammt. Diese Welt der Bandmitglieder und Jugendfreunde Conrad Ellis, Sam Bell, Lewis Pusey und Jake Barnabas ist nicht unbedingt eine schöne. Songtitel wie „Oxygen Thief“, „Two Worlds Apart“ oder auch „Swimming Backwards“ verraten dies auch ohne dass ein Textblatt beiliegt. Der Titeltrack selbst ist ein sehr direktes Portrait einer Familie, die durch’s britische Raster gefallen ist. Ein Lied „For the broken hearted, from a broken home, let down on the breadline, and this ain’t the first time“. So will es die Berichterstattung auf der offiziellen Seite von The Luka State. Und die Band wirkt obendrein glaubhaft – auch in ihrer musikalischen Umsetzung.
The Luka State klingen sehr homogen, womöglich, weil sie nicht nur Band, sondern auch Freunde sind, vielleicht aber auch, weil sie mit Dan Austin (u.a. The Pixies) und Adrian Bushby (u.a. Foo Fighters und Muse) zwei sehr erfahrene Produzenten an ihrer Seite hatten, denen es gelungen ist, „More Than This“ so ein ganz kleines bisschen ein beklemmendes Gefühl anzuheften. Wie schon gesagt, Inhalte und Musik verlangen geradezu danach. Elf Rocksongs wie aus einem Fluß, überdurchschnittlich gute Gesangsleistungen und ganz am Ende dann der ruhig gehaltene Abschluss „Movies“. Und auch, wenn ich mich weiterhin an die eingangs genannten musikalischen Referenzen halten möchte, so fühle ich mich im Moment doch sehr zu Radioheads Überhit „Creep“ hingezogen. Stimmungmäßig.
Thirty Tigers heißt das verantwortliche Label, welches uns „More Than This“ ausschließlich auf sattgelbem Vinyl zur Verfügung stellt. Auch mal schön, wenn Farbe nicht die mit einem Aufpreis verbundene Limited Edition ist. Ansonsten passt das verwendete Bildmaterial zur Stimmung des Albums und so ein ganz klein wenig erfährt man dann doch noch abgedruckt über The Luka State. Nicht auf der bedruckten Innenhülle, aber dennoch in einer sicheren Quelle habe ich folgendes gelesen: „Wie jede andere Band wollen wir die Welt erobern, …“. Mal sehen, ob The Luka State mit „More Than This“ ihrem Ziel etwas näher kommen können. Schaut z.B. mal auf JPC nach dem Album.