Allrighty then, da liegt sie nun die Debüt Platte des Hamburger Duetts Brexit Colanda welches via Tanz auf Ruinen Records erschienen ist. Ich suche mir ja gerne die Sachen in der zu-besprechen-Liste raus für die sich niemand anders meldet – so auch hier. Und ich hab vorher auch nur ganz kurz reingehört und dachte da schon “Aha, spannend, anders…hm” und genau so ist das Erbe auch: Anders, Spannend, interessant. Warum? Das sag ich euch dann jetzt.
Ist das jetzt Kabarett? Ist das Schmuse-Pop? Ist das HipHop? Oder ist das Punk? Oder was ist das denn eigentlich, was die da machen? Ich sage Mal so: nichts davon und alles davon. Aber das halt anders. Brexit Colada aus Hamburg klatschen uns auf das Erbe, unsere (und ihre eigenen) Privilegien mitten in die Kauleiste und das so geschmeidig und zielstrebig, dass es nicht nur körperlich wehtut, sondern auch da (*zeige mit meinem Zeigefinger erst auf mein Herz und dann auf meinen Kopf*) wo es soll.
Wer sind die Zwei, die da so poetisch unser Gesellschaftskonstrukt demontieren? Google angeworfen und gesucht, gesucht, gesucht und gesucht. Und dann fündig geworden. Bei Brexit Colada handelt es sich wohl um die schon länger in der hamburger Kunstszene aktiven Farina Jäger-Stabenow und Lionel Tomm. Da Musizieren ja auch eine Art von Performance-Kunst ist, passt das ja gut zusammen – und hey, warum nicht? Die Beganbung ist ja bei beiden vorhanden. Außerdem kann man das Erbe auch durchaus als Konzeptalbum oder sozialkritisches Musiktheater verstehen. Also, wenn man möchte. Man muss aber nicht. Auf der Innenhülle, auf der auch die Texte (lesen!) abgedruckt sind, steht “Neo-Musical” – das passt auch.
Jetzt kommt der Teil, bei dem ich mich schwer tue – was für Musik ist das denn nun? Also das Gros würde ich mal als “Neo-Klassik” bezeichnen wollen – wenn es sowas gibt. Irgendwie hat das Ganze klassische Züge und auch einen ordentlich Schuss Cabaret-Charakter, aber eben modern. Immer werden auch musikalisch Grenzen verwaschen; so tauchen in den Stücken auch imemr wieder Elemente aus dem Hip-Hop/Rap, Elektro, Folk und Punkrock auf. Das gibt dem ansonsten insgesamt ziemlich ruhig gehaltenen Album dann an der ein oder anderen Stelle wieder etwas mehr Drive. Wobei auch die Tatsache, dass das Album sonst eher ruhig vor sich hin spielt (liegt auch einfach an den verwendeten Instrumenten), überhaupt kein Kritikpunkt sein soll. Die Message kommt auch, oder gerade deshalb, an. Außerdem versuchen sich gerade ja viele sonst in Bands aktive Musiker*innen an Solo-Projekten, die ebenfalls in eine akustisch-ruhige Schiene schlagen.
Kurz gesagt haben Brexit Colada hier ein sehr gutes Debüt geliefert – Inhaltlich, musikalisch und optisch gibt es nichts auszusetzten und ich bin gespannt, was da noch so kommen mag. Wer Sachen mag wie z.B. Danger Dan, sollte da auch jeden Fall mal reinhören!