monobob werden bei der Google-Recherche häufig durch die Bobsportdisziplin Monobob verdrängt, bei welcher der Athlet gleichzeitig Starter, Lenker und Bremser in der Eisröhre ist. Ebenso so schnell wie der Ritt durch die Bobbahn, ist „Red Monster“, das neue Album der bayerischen Band monobob.
Die Fahrt durch den Eiskanal startet mit einem sakralen, psychedelischen Anschub „Red Monster“. In „Broulliard“ nimmt der Sportschlitten ein wenig Chanson-Tempo auf, um mit „Exodos“ gechillt in einen Italo-Western zu schalten, bevor die gefährlichen Kurven und Schikanen kommen.
Die Schikane „Sog nit kejnmol“ wird mit Bravour genommen, mit „Metro“ wird noch ein wenig beschleunigt, in „Ich will“ abgekühlt, bevor monobob im „Ich will Alfred Pöschl Remix“ die Höchstgeschwinigkeit erreichen. Hernach wird das Sportgerät sanft mit „Robotie“ hintern Zielbereich ausgebremst.
Statt einem Höllenritt, erwartet den Hörer ein abwechslungsreiches, unterhaltsames und sehr kreatives Hörerlebnis. Immer ein wenig rumpelnd, charmant und mit einem Augenzwinkern. Dabei reicht das Spektrum vom sakral, psychedelischen Opener „Red Monster“, der die Zeilen des Comic-Strips des Covers schaurig intoniert, über das très chique Chanson „Broulliard“ in französischer Sprache, hin zum authentischen Spaghetti-Western Soundtrack von „Exodos“, bei dem Clint Eastwood hinterm Felsen im verstaubten, knöchellangen Mantel auf seine Rache wartet.
Der Song „Sog mit kejnmol“ ist die Mitte des Albums. Gleich einer Wasserscheide münden die Songs vor und nach dem Lied in unterschiedliche Richtungen. Der Song findet wegen seinem Bezug zur aktuellen Lage in der Gesellschaft seine Berechtigung auf der Tracklist. monobob vertonen mit jiddischem Gesang sehr gekonnt und authentisch das berühmteste, jüdische Partisanenlied (1943 im Ghetto von Vilnius geschrieben).
Eine kleine musikalische Brücke führt über ins Klangspiel von „Metro“ mit seinen Real-Samples aus der Untergrundbahn. „Ich will“ ist eine Hommage an die unterkühlte erste deutsche Welle mit Zeilen, wie „Ich heule in der Küche rum werfe nochmal einen Blick auf meine Liste“ wo To-Dos, wie „Mehr Spannung. Mehr Sex. Mehr Anerkennung“ zu finden sind. Der Remix zum Song folgt im Anschluß und ist der Hit von „Red Monster“. Mehr Dancefloor und Beat und Discokugel geht nun wirklich nicht. Beim Zündfunk von BR2 lief der Remix am 21. Februar über den Äther. Das letzte Stück „Roboti“ ist das pure Runterkommen. Das kleine Klangspiel lässt von den rumänischen Hirten in den Karpaten träumen, die in der gleissenden Sonne ihre Schafe oder Ziegen hüten, während die Grillen zirpen. Ein Kurzurlaub, der Lust auf mehr macht.
monobob haben nach dem begeisternden Debüt „Monobob“ von 2022 im November letzten Jahres mit „Red Monster“ nachgelegt. Das Cover ist mit seinem Comic-Strip über ein Kind, ein Mädchen vielleicht, das mit einem roten Monster im Inneren verbunden ist, ein wenig spooky. Die Musik ist es auf jeden Fall nicht.
Das bewährte Team um Karen Afeldt (Violine, Keyboards, Glockenspiel und Gesang), Markus Rhein (Gitarre), Maryvonne Porwol (Gesang, Keyboards, Percussion und Melodica) und Stefan Afeldt (Double Bass und Percussion) schaffen wieder diese liebevolle, rumpelnde LowFi-Wohnzimmeratmosphäre, bei dem der Zuhörer nicht ahnt, wohin es nach der nächsten Kurve geht. Für Fans der Band und Genre-Freunde eine warm ans Herz gelegte Hörempfehlung, die man auf der Bandcampseite der Band bestellen kann.
Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis. Lagartija Nick.