Mit ihrem Debütalbum „Dreams“ und mehr als 50 Millionen Streams erlangte, die aus Frankreich stammende Musikerin Joe Bel,bereits 2018 großen Pressezuspruch. 6 Jahre hat es dann noch gedauert, bis auch ich endlich Wind davon bekam. Umso mehr hat es mich dann aber gefreut, als neulich der neuste Langspieler von Joe Bel vor meiner Tür lag. Mit „Family Tree“ veröffentlicht die Musikerin im März 2024 ihr zweites Studioalbum.
„Family Tree“ bringt, auf eine verträumte und charmante Art und Weise, die Verschmelzung unterschiedlicher Kulturen zur Geltung und setzt die Kraft familiärer Werte in den Mittelpunkt. Joe Bel stellt ihr Können dabei durch ein überaus gelungenes Wechselspiel zwischen tiefgründiger Melancholie und kraftvoll aufheiternden Stücken zur Schau. Dabei gibt es musikalisch, auf 11 unterschiedlichen Tracks, von Pop bis hin zum klassischen Chanson so einige Facetten zu entdecken.
Die Platte startet mit dem Eröffnungssong „Your Own Hands“, welcher mich mit seiner tief melancholischen Melodie direkt gefesselt hat. Unterlegt mit sanft pulsierendem Rhythmus durch das Schlagzeug und in Begleitung von Klavier und Akustikgitarre kommt die angenehm weiche Stimme von Joe Bel von Beginn an zur Geltung. Ab hier beginnt dann eine Reise über viele lebendige Pop Hymnen wie „Talking“ und „2 Weeks“, bis hin zu einfühlsamen, auf Französisch gesungenen Stücken wie „Montreal“ oder „Ailleurs“. Das alles erzeugt eine Atmosphäre voller Harmonie und Wärme und macht beim Hören richtig Spaß.
Als wenn zwei Sprachen nicht bereits reichen würden, bringt Joe Bel auf „Family Tree“ auch eine dritte Sprache zum Ausdruck. Getreu dem Thema der familiären Werte, ist der Song „Morenika“ auf der spanischen Sprache ihres Großvaters gesungen. Eingeleitet wird dies durch den gesprochenen Text „Ladino“, welcher Hintergrund und Herkunft ihres Großvaters beschreibt. Der Song selbst schafft durch seine einzigartige Melodie, welche, da es sich hierbei um ein Cover handelt, bereits existierte, eine besondere Atmosphäre, welche durch das musikalische Arrangement sowie der klaren Stimme von Joe Bel einen ganz eigenen Ausdruck erhält.
Ein besonderes Merkmal von „Family Tree“ ist die musikalische Umsetzung und Produktion dieses Albums. Auch hier kommt das familiäre Thema wieder zum Ausdruck. Nicht nur, dass die Komposition dieses Albums in einer Zeit stattgefunden hat, in welcher die Musikerin ihr zweites Kind erwartete, sondern zur Aufnahmen des Albums gab es Unterstützung im engsten Kreise der Familie. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und Pianist Julien Jussey nahm sie, nach der Geburt ihres zweiten Kindes, die 11 Songs in einem Studio in Lyon auf. Die meisten Songs setzen auf eine recht simple Besetzung, bestehend aus Akustikgitarre oder Klavier im Zusammenspiel mit Schlagzeug und Bass. Das dumpfe Schlagzeug sowie der warme und überaus prägnante Bass sorgen für den besonders natürlichen und organischen Klang von „Family Tree“ und rücken dabei die Stimme von Bel stets in den Mittelpunkt.
Fazit, für mich ist „Family Tree“ ein rundum gelungenes Album, welches nicht nur musikalisch, sondern auch darüber hinaus eine Vielfalt an kulturellen Hintergründen im Angebot hat. Gepaart mit der herausragenden Produktionsqualität dieses Albums, kommt beim Hören keine Langeweile auf. Falls euer Interesse nun geweckt ist, so erhaltet ihr die LP, welche über La Ruche veröffentlicht wurde und in strahlendem Orange daherkommt über JPC.
Viel Spaß beim Hören
Jan