Post aus Norwegen kann manchmal beängstigend sein – vor allem, wenn die Pakete durch den Zoll gehen und man dann Gebühren an die allseits beliebte DHL zahlen muss – oder Post aus Norwegen ist einfach cool, weil es sich dann wieder um Platten aus dem Karisma Records – Spektrum handelt.
Mir liegt gerade Agusa mit ihrem Album „Högtid“ vor. „Högtid“ ist das Debüt-Album der Band und bereits seit 2014 draußen. Karisma Records hat es sich nicht nehmen lassen neben den bereits bestehenden Vinyl-Veröffentlichungen noch eine neue farbige Veröffentlichung auf den Markt zu schmeißen. Die Farbe nennt sich „Gold / White Smash“ und ist wirklich ultra smashig und auf 500 Stück limitiert. Die Farbgebung passt auch wunderbar zum Cover des Albums. Nach 10 Jahren hat der und die geneigte Hörer*In also die Möglichkeit ihre bereits ausgeleierten Platten zu erneuern.
Das schwedische Quartett Agusa tritt auf seinem Debüt „Högtid“ mit einer geradezu klassischen Besetzung an: Gitarre, Bass, Schlagzeug – und als dominierendes Klangorgan die gute alte Hammond-Orgel.
Keine Keyboardtürme, keine elektronischen Spielereien, sondern pure analoge Wärme, wie man sie aus den frühen Tagen des Progressive Rock kennt – irgendwo zwischen späten 60ern und den ersten Jahren der 70er. Das Mastering für den Repress hat Magnus Lindberg (Cult of Luna, Crippled Black Phoenix) übernommen, der zweifelsfrei wieder gute Arbeit geleistet hat.
Die Stücke kommen – bis auf einige zarte, stimmlos eingesetzte Vocals – komplett instrumental daher.
Der Fokus liegt klar auf dem Zusammenspiel, auf dem Fließen der Musik, das mal treibend und rhythmisch, mal ausufernd und träumerisch gestaltet ist. Besonders auffällig ist dabei die gelungene Balance zwischen Struktur und freier Entfaltung. Hier wird nicht virtuos auf Teufel komm raus soliert, sondern organisch musiziert.
Im Zentrum steht dabei stets die Hammond von Jonas Berge, die mit ihrem warmen Röhrenklang das Rückgrat des Albums bildet – mal drängend und rockig, mal mit fast sakralem Einschlag, manchmal auch bluesig schimmernd. Ergänzt wird das durch die scharfkantige, aber nie aufdringliche Gitarre von Mikael Ödesjö, die sich wunderbar mit der Orgel verzahnt. Bass und Schlagzeug (Jon Eriksson und Dag Strömqvist) liefern dazu ein rhythmisches Fundament, das eher dienlich als spektakulär ist – aber gerade dadurch extrem stimmig wirkt.
Musikalisch bewegt sich Agusa zwischen Psychedelic, Krautrock und frühem Progrock, bleibt dabei aber stets klarer als viele ihrer historischen Vorbilder. Hier verliert sich nichts in endlosen Improvisationen, sondern bleibt geerdet, oft auch melodisch. Dabei entstehen dichte, mitreißende Klangbilder – etwa im Eröffnungsstück „Uti vår hage“, das fast folkloristische Melancholie mit psychedelischem Drive verbindet.
Was „Högtid“ von vielen Retro-Prog-Alben unterscheidet, ist die Stilsicherheit: Kein Bombast, kein überfrachteter Kitsch – stattdessen ehrliche, handgemachte Musik mit Atmosphäre. Trotz klarer Anleihen an die Vergangenheit wirkt das Album frisch und lebendig, wie aus einem Guss. Klar, Agusa erfinden das Genre nicht neu – aber sie zeigen, dass man auch ohne Innovation ein starkes, stimmiges und tief atmosphärisches Werk schaffen kann.
Wer sich noch unsicher ist, ob er oder sie Prog-Rock etwas abgewinnen kann, dürfte in „Högtid“ einen guten Starter-Kit finden.
Zu erwerben ist das Album direkt bei unseren Freunden von Karisma Records und auch direkt bei JPC über den folgenden Link:
AGUSA – HÖGTID
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!