Alin Coen kennt ihr ja, für die STÜBAphilharmonie musste ich erstmal die Suchmaschine bemühen. Die STÜBAphilarmonie sollte man aber vielleicht doch kennen, merke ich schnell. Denn es handelt sich um ein ehrenamtliches Sinfonieorchester, gegründet 1999 als LandesjugendSPASSorchester, mit Sitz in Erfurt. Es gab schon Auftritte von ihnen gemeinsam mit Clueso beim Bundesvision Song Contest und bei der 1Live Krone, sowie ein gemeinsames Doppelalbum. Noch Fragen?
Jetzt hat also Alin Coen mit der STÜBAphilharmonie gemeinsame Sache gemacht und ein Doppelalbum herausgebracht. Wie es dazu kam? Vor dieser nervigen Pandemie haben sie schon gemeinsam sieben Konzerte gespielt. Die Resonanz darauf forderte praktisch dieses Album ein und Crowdfunding machte es möglich. Ich nehme hier auch schon mal direkt vorweg, dass es im Frühjahr und Herbst eine Konzerttournee gibt und wenn sie wie das Album klingt, klingt ein Konzertbesuch nach einer guten Sache. Die Daten und Orte findet ihr hier.
So, jetzt aber zum Album: Die 10 Songs sind eine Reise durch die bisherigen Veröffentlichungen von Alin Coen, aber natürlich in neuem Gewand. Die warme, unverkennbare Stimme Alin Coens vereint und getragen durch die Orchestrierung, gewinnt noch an Gewichtigkeit. Das Schmunzeln, was ich immer wieder meine in Alin Coens Stimme zu hören, wird untermalt.
Die Platte startet mit „Du bist so schön“. Einen Aussage, die man ja gerne zu hören bekommt. In „Einer will immer mehr“ bringen die Streicher eine Dringlichkeit, ein Fordern sehr schön zum Tragen. Ich habe allerdings auch eine Schwäche für Streicher, fürs Cello insbesondere. „Alles was ich hab“ ist verspielter, eine Ode an die Selbstliebe.
Der Schmerz, die Verletzlichkeit von „Festhalten“ wird musikalisch multipliziert. Der Spagat zwischen Präsenz und Zurückhaltung gelingt der STÜBAphilarmonie wunderbar. Die Songs werden nicht durch Lautstärke oder Fülle erschlagen, sondern erweitert. Die Arrangements stimmen und lassen auch ausreichend Raum für die Musiker*innen der STÜBAphilharmonie, im Ganzen und in einzelnen Soloparts ihr Können unter Beweis zu stellen.
Auch Songs in englischer Sprache sind auf der Platte, wie zum Beispiel „Disconnected“ oder „High Expectations“.
Man muss kein Faible für Orchestermusik haben, um diese Platte zu hören. Das ist Indie-Pop meets Klassik. Und wer deutschsprachigen Indie-Pop mag, wer Alin Coen mag, für den ist das Album mit Sicherheit eine Bereicherung. Es ist am 02.12. 2022 erschienen, via Pflanz einen Baum.