Alternative Fakten aus dem wunderschönen Köllefornia liegen heute mit ihrem neuen Longplayer “Geschichten von Liebe, Hass und Bier” in transparentem Vinyl vor mir und gröhlen vom Weltuntergang und von daher: “Scheiß auf Schule!”
Mit dem Opener “Morgen oder Übermorgen” aus dem auch das oben angeführte geistvolle Zitat ist, weiß man dann auch, wo die Reise hingeht. Alternative Fakten liefern feinsten Deutschpunk, politisch, sozialkritisch aber gleichzeitig humorvoll und selbstironisch. Dabei schaffen sie es allen Ernstes 19 (!) Songs auf zwei Seiten unterzubringen. Davon kann sich so mancher Künstler und manches Label mal eine Scheibe abschneiden, die meinen, 10 bis 12 Songs auf vier Seiten auf 45 rpm pressen zu müssen, damit man alle 8 Minuten zum Spieler rennen darf, auch wenn man dabei fit bleibt.
Ein Song nach dem anderen lädt uns ein zum Mitgröhlen, Pogen, das Biertrinken nicht zu vergessen und hin und wieder auch zum Nachdenken. “Hast Du das Geld schon mal arbeiten sehen?”, wird in “Faules Geld” gefragt. Ok, die Frage in diesen Kreisen stellen zu müssen, erübrigt sich eigentlich, doch es kommen ja auch immer mal junge angehende Punkrocker dazu, die eben nicht durch Slime oder Ton Steine Scherben sozialisiert wurden.
Ich bin ja der Meinung, dass die Welt viel mehr Ska hören sollte, denn dann hätten wir bestimmt den Weltfrieden zeitnah erreicht. So wie ich denkt offenbar auch die Band, denn anders kann ich mir nicht erklären, warum bei “Hoch die Tassen” uns plötzlich Ska Beats um die Ohren fliegen. Bitte mehr davon.
Es gibt jedoch Dinge, von denen man lieber die Finger lassen sollte. Pfeifen gehört beispielsweise dazu, es sei denn, man ist Sänger bei den Scorpions. Daher reicht es völlig aus, wenn man die Nadel auf der zweiten Seite erst nach “Doitz” auf die Platte legt.
Alles in allem ist das Album sehr kurzweilig und abwechslungsreich und das trotz oder vielleicht auch wegen der 19 Titel.
Wer die Band unterstützen möchte, kann dies aktuell nur über Bandcamp tun. Es lohnt sich.