Mad Butcher Classics, der Indiana Jones unter den Labels, gingen wieder auf Schatzsuche und dieses Mal scheinen sie extra tief gebuddelt zu haben. Zu Tage aus dem staubigen Wüstensand Texas’ kam ein wahres Juwel, welches der Menschheit nun erstmals auf ultra limitiertem Vinyl zugetragen wird. Nur 250 mal ist “Digital Dark Age” von der aus Houston stammenden Anarcho – Punk – Band Anarchitex zu haben. Vorher noch nie von ihnen gehört, bleibt die Band also wohl auch weiterhin eine Rarität. Und wie es so oft mit Raritäten ist, lohnt es sich auch in diesem Falle, sich ranzuhalten, ehe die anderen Jäger der verlorenen Schätze euch das Teil vor der Nase wegschnappen.
Ursprünglich 2011 auf CD erschienen, war es damals der sage und schreibe zweite Release der bereits 1983 gegründeten Band. Zugegeben, sie war ab 1986 auch für schlappe rund 20 Jahre von der Bildfläche verschwunden, ehe sie sich 2007 für eine Reunion – Show – und weil diese so viel Spaß gemacht habe, dann halt auch noch für bisschen mehr – wieder zusammenrottete. Trotzdem, auch in Sachen Veröffentlichungen machten sich Anarchitex offensichtlich gerne rar. An der Qualität des hier gebotenen Materials kann es nicht liegen, denn ein solches hätte man ruhigen Gewissens auch öfters für die Nachwelt festhalten können.
Das Material, verteilt auf ganze 16 Songs, ist zweifelsohne Punk. In seiner dargebotenen Direktheit, US – Punk der alten Schule à la Circle Jerks oder Adolescents. Bemerkenswert dabei ist, dass es Anarchitex auf “Digital Dark Age” gelungen ist, den Sound und somit den Zeitgeist aus den 80ern nach 2011 zu transportieren. Das erwartet man ja auch von einem Schatz, dass er die Jahre überdauert und uns auch heute noch schön glänzend entgegen strahlt. Schon lange keine Musik mehr gehört, die den paradoxen Spagat schafft, gerade durch ihr altertümliches (Sound)Gewand so erfrischend zu wirken.
Und dann ist da noch mehr. Anarchitex sind experimentierfreudig. Anarchitex sind wagemutig. Anarchitex überraschen mit geradezu abstrusen Elementen und Klängen an den Stellen, an denen ihre Weggefährten stramm weitergeballert haben, bzw. hätten. No Means No und Total Control lassen grüßen. Womöglich sind sie deshalb nie aus dem Schatten der Konkurrenz getreten? Man weiß es nicht und wird es vielleicht auch nie erfahren. Für immer ein Geheimnis der Musikarchäolgie, Dr. Jones. An dem, dank seines zackig und mit Vibrato vorgetragenen, doch sehr sehr und nochmals sehr an Jello Biafra erinnernden Gesang von John Reen Davis kann es jedenfalls nicht liegen. An der, in den poppigen Momenten von “Digital Dark Age” sogar Testors – ähnlichen Zugänglichkeit der Musik auch nicht.
Eben dieser John Reen Davis gibt uns im Inlay einen kurzen und kurzweiligen historischen Umriss von und über Anarchitex, so dass wir zukünftig doch etwas aufgeklärter durch die Weltgeschichte stolpern können. Bob Weber an den Drums, Scott Ayers an Gitarre und Bass sowie Torry Mercer, ebenfalls an Gitarre und Bass, sind die weiteren Protagonisten in diesem Kapitel. Gönnt euch dieses auf schwarzes Vinyl gepresste, mit Texten versehene und in schicker Fotocollage verpackte Stück spannender Punkmusik und kontaktiert dazu das Antiquariat eures Vertrauens, Mad Butcher Records.