“I slept on the floor” heißt das erste, richtige Album der Londoner Post-Rock/Indie Band Another Sky welches am 7. August diesen Jahres auf Fiction Records veröffentlicht wurde. Laut meiner Recherche, nach einer Single und einer EP also die dritte Veröffentlichung der Newcomer von der Insel.
Und hier möchte ich direkt einhaken, denn Another Sky klingen nach vielem aber sicher nicht nach Newcomern. I slept on the floor könnte was das musikalische können angeht auch locker das dritte oder vierte Album der vier Briten rund um Catrin Vincent sein.
Eine gefühlte Ewigkeit vergeht beim ersten Track der Platte bis DIE Stimme von Catrin einsetzt und man direkt das Gefühl hat, “oha, das könnte ziemlich gut werden!” Aber dazu im Folgenden noch mehr.
Bei meinen Recherchen (ich nutze nur ungern die beigelegten Pressetexte) stoße ich oft auf absolut dämliche Vergleiche bzw. Beschreibungen der Stimme von Catrin Vincent. Diese reichen von “Man weiß nicht ob es ein Mann oder eine Frau ist, der/die hier singt” über “eine markante, fast männliche Stimme” bis hin zu “Als ich dann erfahren habe, dass hier eine Frau singt war ich schon sehr überrascht”. A) Wen juckts?! B) BULLSHIT. Wenn die Stimme irgendwie zu “bewerten” wäre dann würde ich das mit den Worten “außergewöhnlich” oder “einzigartig” tun wollen und dabei wäre es mir vollkommen egal ob da nun ein Mann, eine Frau oder sonst wer das Mikrofon hält.
Aber hey, mit solchen “Was, das ist ne Frau?” oder “klingt wie ein Mann” Phrasen sind wir schon mittendrin. Denn was in den Texten unter anderem thematisiert wird, ist toxische Männlichkeit – ohne nachgeschaut zu haben, welches Geschlecht die oben genannten Vergleiche in seinen/ihren Reviews bemüht hat – hab ich so meinen Verdacht.
Und auch Themen wie Willkür von und durch Staatsgewalt, Rassismus, Sexismus oder das hin und her gerissen sein zwischen der Liebe und dem Hass zur Stadt in der man lebt (ich wohne in Stuttgart, I feel you!) werden hier so schön verarbeitet, dass es für mich echt schwierig ist, den Ernst der Themen zu erkennen. “Politische Populärmusik” – finde ich gut. Und das ist auch der Beweis, dass politische Statements in der Musik nicht Genre-gebunden sein müssen.
Ich möchte hier jetzt nicht jeden einzelnen Song beschreiben aber der Erste Track “how long” und “Brave Face” oder “Avalanche” fassen die Musik von Another Sky für mich sehr gut zusammen.
Enorm atmosphärisch und sauber gespielte Instrumente gepaart mit Badewannen voller Gefühlen im Wechsel zwischen Schwermut, Enttäuschung, Wut und Frust zwischen ruhig und leise und zwischen wild und ungehalten. Für mich sowohl musikalisch als auch textlich alles was es in einer guten Post-Rock/Indie Veröffentlichung braucht.
Und was, wie ich finde, auch schon auf dem Cover Artwork des Albums gut in Szene gesetzt wird.
Insgesamt ist die Platte sehr sehr hochwertig gemacht, vom Inlay (sorry für die Fingerabdrücke auf den Bildern), über die grün/petrol farbene Platte. Das geht alles sehr gut zusammen und wirkt sehr edel.
Und ja, Catrin Vincent´s Stimme fällt vermutlich am meisten bzw. zumindest als erstes auf, doch auch die drei restlichen MusikerInnen neben ihr, die Bassistin Naomi Le Dune, der Gitarrist Jack Gilbert und der Schlagzeuger Max Doohan, stellen auf diesem Album eine musikalische Vielfalt unter Beweis die man so recht selten erlebt.
Insgesamt kommt das Album sehr eigenständig daher wenn auch, was ja heutzutage wirklich kaum mehr möglich ist, das Post-Rock Rad nicht komplett neu erfunden wird. Einzig der Song “Brave Face” ist mir persönlich etwas zu nah an Bands wie z.B. Coldplay. Gerade was Aufbau und Song-Struktur angeht.
Und für ne Schülerband (gegründet haben sich Another Sky nämlich 2018 an der Goldsmith University) ist so ein Debütalbum schon bemerkenswert.
Für Menschen die gerne Bands hören wie The National, big thief oder eben auch mal ein Coldplay Song in ihrer Playlist haben ist “I slept on the Floor” von Another Sky ein Muss!
Kann man bei jpc z.B. direkt kaufen: HIER
no images were found