Wer seine Band Arabs in Aspic nennt muss schon ganz schön einen an der Klatsche haben. Auch das Cover des Albums lässt auf nicht völlig intakte Gehirnwindungen schließen. Ein sehr surreales Bild, auf dem ein Vogelmann mit riesigen Schwingen und Raubvogelkopf über dem restlichen Körper einer Frau steht und etwas Blaues, was aus dem Körper der Frau stammt, frisst oder daran zerrt. Sei es drum – versuchen wir den Tatort systematisch zu sortieren. Die Platte ist eine Wiederveröffentlichung der norwegischen Prog Rock Band aus Trondheim, die seit 2002 existiert und die in Fankreisen als etabliert beschrieben wird.
Ursprünglich waren Arabs in Aspic das Projekt zweier Gitarristen, Jostein Smeby und Tommy Ingebrigsten, ein in Norwegen bekannter Skispringer, der drei Weltmeistertitel gewonnen hat. Seit 1997 schrauben die beiden Prog Rocker getrennt an ihren Karrieren in diversen Bands, die Coverversionen spielen. Dann gab es 2002 den Entschluss nur noch eigene Musik unter dem Namen Arabs in Aspic zu veröffentlichen. Erst erschien die EP “Progeria” und 2004 das Album “Far out in Aradabia“, das nun als Wiederveröffentlichung des Labels Karisma Records vorliegt. Das in Bergen (Norwegen) sitzende Label hat sich auf Rock und Prog Rock spezialisiert und sich weit über die Grenzen Norwegens einen Namen gemacht.
Musikalisch fühlt sich die Band in der Golden Era of Rock zu Hause, was ihre Werkzeugliste bestätigt – man hört eine eher süße Mischung aus lauten, schweren, heavy Gitarren und Drums, 12 String Akustik, einen Funky Bass und Percussion, eine Hammond Orgel, die auch mal schräg und laut klingt, sowie Fender Rhodes, Mellotrons und – ganz wichtig – 70er Jahre Synthies mit einem Strauß mehrstimmiger Harmonien. Das gibt schon einen sehr speziellen, nicht unangenehmen Sound. Das muss ich zugeben und ich begebe mich auf die Suche nach den Wurzeln. Da ich kein Prog Rock-Experte bin, sind vielleicht nicht alle meine Angaben Treffer. Aber sei es drum. Ich höre da vor allem dieses Langsame, Böse, das dir den Rücken hochkrabbelt – der Sound von Black Sabbath, dann noch die Spielfreude von Pink Floyd, das teilweise Verrückte und Experimentelle von King Crimson sowie das Sanfte und die Harmonien von Uriah Heep.
Das Album enthält sechs Tracks, keiner unter sechs Minuten, der letzte Track sogar 18 Minuten (!). Der Opener “Arabs in Aspic II” zeigt den Humor der Band, die hier auf Deutsch gesprochene, blödsinnige Nachrichten verbreiten. Das klingt eher nach Helge Schneider als nach norwegischem Prog Rock. Musikalisch stechen da diese schweren Gitarren hervor, die mich an diese Schwere und Dunkelheit von Black Sabbath erinnern. Auch die Orgel wird wirksam eingesetzt.
Der Nachfolger “Hair of the Sun” ist für mich glasklar der Einfluss von Pink Floyd. In weiten Teilen gesungene Melodien, die sich mal zart, dann wieder zerbrechlich entwickeln. Später im Song ertönen dann auch diese typischen mehrstimmigen Harmonien. Sehr angenehmer Song, der so dahin plätschert, bis am Ende Kamerad Orgel den Laden noch mal richtig aufmischt und für ein krachiges Ende sorgt.
In “Siseneg” kommt zu den schönen, bedächtigen Melodien eine ganz neue Färbung, etwas Arabisches, verstärkt durch den Gesang einer Frau. Aber auch dieser Song wird eher mit Lautstärke beendet, als dass man den Song leise ausblendet.
“Talking Mushroom” ist wieder so ein Song mit Riffs, der schweren Artillerie und Tempo-Wechsel, der durch sehr gut inszenierte Drums noch verstärkt wird. Überhaupt ist die Qualität der Gitarren-Soli nah an denen der skandinavischen Kollegen vom Metal. Lediglich in puncto Tempo ist man ein wenig hinten dran, aber der Song hat schon deutliche Metal-Färbungen. Zwischendurch kommen wieder eingespielte elektronische Störfeuer, die dann wieder für die experimentelle Freude der Araber sprechen.
Es folgt “Come To Me”, den Song, der mir persönlich am meisten zusagt. Startet schön akustisch, geht schön in diese mehrstimmigen Harmonien über und erinnert mich wieder stark an die frühen Pink Floyd – ganz großes Tennis! Natürlich steigert sich auch dieses Stück zu einem elektronischen, dramatischen Song. Aber er fällt immer wieder in diese ruhige Grundstimmung zurück und lässt mal Platz für die leisen Zwischentöne. Auch Kamerad Orgel verbreitet hier eher Harmonie, statt Stress.
Als Rausschmeißer folgt dann der Moloch mit 18 Minuten Laufzeit: “Butterpriest Jam”. Dieser Song scheint mir eine Abfolge vieler kleiner Songs zu sein, die sich hintereinander aufgereiht haben. Es wechseln die Stile und Instrumentierungen, aber im Kern bleibt es tatsächlich eine Jam-Session, wo die eine Seite vorspielt und die andere Seite entsprechend antwortet. Ehrlich gesagt ist das dann zu viel Prog Rock für mich. Ich höre den Song genau einmal und beschließe, dass es für mich genug ist.
Der Rest des Albums – immerhin fünf Songs, deutlich über 30 Minuten – finden mein Wohlgefallen, bzw. haben mich durch das Hereinhören und Durcharbeiten wirklich überzeugt. Prog Rock wird nie mein Genre, aber wenn schon mal, dann werde ich bei den verrückten Arabern reinhören.
Die Platte sollten sich Freunde des Genres auf JPC bestellen.
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