Der Name Bazooka Zirkus ist mir zwar im Laufe der Jahre immer mal wieder über den Weg gelaufen, aber bewusst gehört hatte ich das Quintett bisher nicht. Das kann in den letzten sieben Jahren dadurch begründet werden, dass die Herren so lange gebraucht haben um ihr neues Album “Ach, das könnte schön sein” fertig zu stellen. ( Was mich davor abgehalten hat, darüber kann ich nur noch Mutmaßungen anstellen. Am wahrscheinlichsten ist schlicht und einfach Desinteresse meinerseits)
Ein Album, von dem die Band selber sagt, dass niemand drauf gewartet hat, es aber halt einfach so passiert ist. Und das ist doch der schönste Grund, warum Dinge passieren. Einfach so. Weil man Bock. drauf hat. Oder weil es Schicksal ist. Oder so, halt einfach so.
Direkt der erste Song “Herr Klein schmiedet sein Glück” zeigt wo die Reise hingehen wird: Schneller Punkrock mit viel Melodie und deutschen Texten, die eher beobachten als anklagen, aber dadurch viel besser Salz in die Befindlichkeitswunden der Einheitsbreimittelschicht streuen, als jede Mitgröhl-Parole es je könnte.
Beim zweiten Lied mit dem wunderbaren Titel “Die Ära der langweiligen Leute” wird es eine Nummer härter und die Artisten vom Bazooka Zirkus legen ein astreines Hadcore-Punk Stück vor. Bei “Der Krieg ist vorbei” (Song Nummer drei) singt Wally von Toxoplasma mit, da gibt es wohl personelle Überschneidungen bei den Bands und ich glaube, das bei diesem Stück auch musikalisch rauszuhören.
Die Band kann aber mehr als Punkrock und Hardcore mit melodischem Gesang, plötzlich wird es bei “Plettenberg im Frühling” viel waviger: Astreiner Postpunk bläst aus den Boxen und obwohl die Gesangslinie mich zwar einerseits an Farin Urlaub erinnert, klingt die Band jetzt andererseits extrem nach Genepool als Jack Letten dort noch seinen Kehlkopf zur Verfügung stellte. Überhaupt passt der Jack Letten Vergleich ganz gut für die ganze Platte, denn nicht nur Genepool kommen einen in den Sinn, nein vor allem hört man Smoke Blow an allen Ecken und Kanten. Diese Mischung aus Hardcore, Punkrock mit eingestreuten Metalsolis, diese kräftigen Shouts auf der einen und die poppigen Singalongs auf der anderen Seite waren jahrelang typischer Trademark Sound der Kieler Deathrocker.
Die Raketenschausteller aus Koblenz haben sich unter anderen auch noch Tobias Scheisse von Hammerhead als Gastsänger dazu geholt, der in dem kurzen und knappen “Verschwörung” über alte Männer in Funktionsjacken abkotzt; einen besseren Gastsänger kann ich mir bei diesem Lied nicht vorstellen. Arsch auf Eimer, oder wie sagt man?
Es gibt nur einen Song, der mich nicht überzeugt, welcher zwar einen tollen Titel hat (“Ich möchte Teil einer Seniorenbewegung sein”) mir aber zu grunzig ist.
“Ach das könnte schön sein!” überzeugt in allen Belangen, das Cover ist gut gelungen, die Texte sind mit Linernotes ergänzt worden, die ein bisschen Entstehungsgeschichte der Lieder dokumentieren. Könnte eh mal wieder viel häufiger gemacht werden, früher gab es Linernotes viel häufiger. Ach ja, früher…
Die Gitarrenarbeit ist fantastisch, die Produktion knallt ordentlich, die Höhen sind klar, der Bass kräftig. Die Gesangsspuren in der angemessenen Lautstärke. Hier stimmt alles. Download Code ist auch noch dabei. Punkerherz was willst du mehr?
Für mich jetzt schon ein zukünftiger Klassiker und ein Must-Have für alle Freunde von deutschsprachigem Hardcore/Punkrock! Erscheint bei Kidnap Music.
Kaufen könnt ihr das Album neben Kidnap Music auch hier: jpc
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