Je nachdem, welche Plattform man im www befragt, stammen Beehoover entweder aus Thüringen (Wikipedia) oder aus Esslingen (u.a. Discogs). Wie’s der Zufall so will, geben sie morgen ein Konzert in Jena und übermorgen eins in Stuttgart (sorry, wenn ihr das hier lest, sind beide schon längst Geschichte). Hm, ist nun aber auch nicht wirklich hilfreich. Und wenn ihr das hier lest, liebe Beehoover, so klärt mich doch bitte, bitte auf, wohne ich doch selbst in diesem Kleinod am Neckar. Allerdings bin ich euch hier noch nie über den Weg gelaufen, was aber auch nichts heißen muss.
Solltet ihr jedoch tatsächlich aus Esslingen kommen, so habt ihr bestimmt trotzdem kein Problem mit der hiesigen Proberaumknappheit, denn da ihr nur zu zweit seid, passt ihr doch quasi in jede Besenkammer. Ja, liebe Leserinnen und Leser, ihr habt richtig gelesen. Zu zweit unterwegs ist dieses brachiale Doom/Sludge/Stoner-Biest. Nur Bass, Drums und Gesang. Dabei klingen Beehoover auf dem heuer via Exile On Mainstream Records erstmalig auf Vinyl veröffentlichten Album “Heavy Zooo” (ursprünglich erschien das Album bereits 2008 auf CD) wie eine ganze Doom-Armee!
Schier unglaublich, was Ingmar Petersen da aus seinem Bass rausholt. Dafür brauchen vergleichbare Bands mindestens zwei Gitarren samt Overdubs. Dabei waren Beehoover der Legende nach ja durchaus willig, Menschen an den Sechsaitern beschäftigen zu wollen, aber es habe halt einfach nie gepasst. Chemie und so. Mir soll’s recht sein, denn irgendwie hab’ ich das romantische Bild vor mir, dass Ingmar Petersen und sein Bandmate Claus-Peter Hamisch in einem rostigen alten Passat auf Tour fahren, das ramschige Equipment hinten drin und die zwei samt einem ganzen Prügel Dope vorne sitzend. Der Rauch quillt aus sämtlichen Fenstern und vernebelt die Autobahn und auf der Heckscheibe prangt ein Aufkleber, vielleicht von Fu Manchu. Die scheinen Beehover nämlich ein Begriff zu sein, haben die Kalifornier doch seit jeher eine vergleichbare Härte in ihre Version von Stoner Rock gepackt. Oder auch Kyuss, falls Heckscheibenaufkleber von denen leichter zu haben sein sollten.
Bei all der Bewunderung für die brachiale Gewalt, von Bass und Drums erzeugt, geht die Genialität und Stimmvarianz des Duos beim ersten Hördurchgang doch glatt unter. Erst bei näherem Hinhören fällt mir auf, wie der Gesang sich speziell in Songs wie dem Opener “Solitude In Bloom” in die Sphären von z.B. Serj Tankian begibt. Soll heißen, das ist schon zieeemlich gut! In “Spirit And Crown” dagegen keifen die beiden in fast schon simpler Punkmanier um die Wette, bevor es in einen kaum mehr wahrnehmbaren Sprechgesang übergeht. Ja, Dynamik wird groß geschrieben im Hause Beehoover.
Und eins ist auch klar: spätestens nach dem Hören von “Heavy Zooo” haben alle Basserwitze dieser Welt an Witz verloren. Kaum zu glauben, was hier an Melodie und Vielseitigkeit aus vier Saiten rausgezaubert wird. Ihr seid Fans von Flea, Sting oder Les Claypool?
Vergesst die! Die können nur gut spielen. Ingmar Petersen ist dagegen ein wahrer Künstler am Bass. Das gleiche gilt auch für Claus-Peter Hamisch an den Drums. Das dynamische Tragegestell der acht Songs wird von ihm entscheidend zusammengezimmert. Mega groovy, das Teil. Bisschen wie Monster Magnet auch, oder wer’s dann genrespezifisch doch etwas passender braucht: EyeHateGod, die stecken da auch mit drin. Aber wohlgemerkt und ich muss das wirklich nochmal betonen. Beehoover aus Esslingen in Thüringen, die spielen Bass, die spielen Drums und die singen. That’s it!
Sehr schön auch die Aufmachung der Platte mit all den tollen Bildern, der schwarzen Innenhülle und dem Inside/Out-Cover. Danke, Exile On Mainstream Records, dass ihr “Heavy Zooo” nach so langer Zeit doch noch auf Vinyl verewigt habt. Bei euch, bei Beehoover, oder auch bei JPC ist dieses grandiose Album zu haben.