Ja, auch 2022 wollen wir euch unsere persönlichen Highlights nicht vorenthalten. Soweit herrscht Einigkeit im Redaktionsteam. Bei den Favourites sieht es dann doch wieder ganz anders aus. Zum Glück, denn Diversitiy Rules!
Nachdem ich den Redaktionsschluss für diese gar wunderbare Rubrik 2021 schlicht und einfach – ja, und ein bisschen peinlich war mir das schon auch – verpennt habe, ist es dieses Jahr quasi eine Frage der Ehre, dass ich wieder mit von der Partie bin. Eigentlich müsste ich ja jetzt sechs Platten benennen dürfen. Aber wie heißt es so schön im Strafrecht: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Übersetzt auf den Kontext hier: selber schuld, doofer Riedinger! Schade, denn natürlich sind drei Platten wie immer zu wenig. Muss mich also jetzt entscheiden und ein kleines bisschen Restrisiko ist auch mit dabei. Schließlich weiß ich ja noch nicht, ob noch was tolles unter dem Weihnachtsbaum landen wird und die neue Machine Head wäre definitiv auch ein heißer Kandidat, auch wenn ich sie just in diesem Moment lediglich bestellt, aber noch gar nicht gehört habe. Blablabla und blub blub blub, komm endlich zur Sache, Alter. Ja, ist ja ok! Hier dann also in alphabetischer Reihenfolge meine Top 3 aus 2022:
Die Platte ist eigentlich älter als die Lewinsky-Affäre und ein Jahr vor ihrem Erscheinen schied die DFB-Elf mit meinem damaligen Idol Bodo Illgner zwischen den Pfosten (ja, auch der Riedinger hat einst den Kasten vom Dorfclub gehütet) bei der WM in eben jenem Land, in dem die Affäre ihren Lauf nahm, im Viertelfinale gegen den Underdog Bulgarien aus. Der Freistoß zum 1:1 Ausgleich war haltbar und der Riedinger hat dicke Krokodilstränen vergossen. Was hat das alles mit “Planet Punk” zu tun? Richtig: nichts. Außer vielleicht das, dass die Platte wohl echt schon ziemlich alt sein muss, wenn der Riedinger wegen dem ollen Fußball damals noch ne Träne vergossen hat. Wobei, aktuell könnte man bezüglich dieses Themas aus ganz anderen Gründen einfach nur noch heulen und bevor ein falscher Verdacht aufkommt: nein, ich hab mir diese scheiß Wüstenexpedition garantiert nicht angeschaut!
Doch zurück zum eigentlichen Inhalt. Warum ist diese Platte nun hier gelistet? Nun, genauso wie die Frisuren der Fußball-Großkotze immer akkurater, die Charakter dagegen immer schwächer wurden, wurde “Planet Punk” (auf dem freien Markt schon längst nicht mehr verfügbar) immer teurer. Das dumme nur: das erstere hab ich mitbekommen, das zweite leider nicht. Und als es eh schon viel zu spät war, war die Platte in der Regel ab 200 Tacken aufwärts zu haben und ich musste mich mit meinem abgeranzten CD-Exemplar zufrieden geben. Bis eben 2022 kam. Denn dieses Jahr wurde sie endlich und lang ersehnt – und zu einem halbwegs erschwinglichen Preis für alle, die nicht beim FC Bayern spielen – neu aufgelegt. Für mich das erste Mal, dass ich mir dieses Wunderwerk deutscher Punkmusik auf Vinyl leisten konnte. Und deshalb ist für mich persönlich das wahre Erscheinungsjahr von “Planet Punk” eben 2022! Die beste Platte der besten Band der Welt – bei aller Bescheidenheiheit! Noch Fragen? (Hot Action Records)
Bei aller Liebe, liebe Muff Potter, ich habe von euch echt nichts mehr erwartet. Fan der (fast) ersten Stunde und seit eurer selbstbetitelten LP “Muff Potter”, habt ihr mir das Herz gebrochen, als ihr euch 2009 für immer von mir verabschiedet habt. Satte 13 Jahre später kommt ihr auf Knien angekrochen und bittet mich um Verzeihung. Es sei alles ein großer Fehler gewesen und die üblichen Floskeln eben. Als Beweis eurer Liebe habt ihr mir “Bei Aller Liebe” mitgebracht, ihr Heuchler. Gut, ihr wisst wie ihr mich kriegen könnt, neugierig bin ich nämlich schon. Platte aufgelegt – und sofort vergebe ich euch, umarme euch und flüstere euch ins Ohr, wie froh ich bin, dass ihr zu mir zurückgekommen seid. “Bei aller Liebe” ist das beste Reunion-Album ever und egal was auch passieren mag, Muff Potter und ich bleiben zusammen, bis dass der Tod uns scheidet. Amen. (Hucks Plattenkiste)
No Fun At All – Seventh Wave
Ähnlich wie von Muff Potter, habe ich auch von den alten Skatepunk-Recken No Fun At All nicht mehr allzu viel erwartet. Und um ehrlich zu sein, gäbe es meinen geliebten Vinyl-Keks nicht, so hätte diese Platte vermutlich auch nie meine Ohren erreicht. So aber hab ich mir gedacht, was hab ich schon zu verlieren außer ein bisschen Zeit für’s Schreiben der Rezi und zack, den Zuschlag von der Redaktionsleitung dafür bekommen. Und dann das! “Seventh Wave” haut mich ab Sekunde 1 vom scheiß Stuhl, auf dem ich es mir eben erst bequem gemacht habe, ich bin wieder 17 und geflennt wird dieses Mal eher aus Freude und nicht, weil der olle Bodo daneben gegriffen hat. Diese Platte ist ein Volltreffer, wie ihn Christo Stoichkov nicht besser hätte fabrizieren können. Zwölf Songs, zwölf Hits. Ende. Aus. (SBÄM Records)
Ah nein, noch nicht ganz. Ich möchte mich bei all unseren Leser*Innen ganz herzlich für euer Interesse bedanken. Ebenso geht mein Dank an alle, die uns in irgendeiner Form unterstützen, Bands, Labels, Agenturen, undundund. Und last but not least natürlich auch ein dickes Dankeschön samt Bussi an alle Kolleg*Innen vom Keks. So, jetzt aber wirklich Ende und Aus und bis ganz bald in 2023. Euer Riedinger