Ein ereignisreiches Jahr neigt sich langsam, aber verdammt sicher, dem Ende entgegen. Da wird es ja im Regelfall Zeit für den obligatorischen Jahresrückblick. Ich würde da auch wieder mitmachen, wenn ich nicht just zum Jahresende eine Nachricht bekommen hätte, die plötzlich alles aus den Angeln hebt und mir tatsächlich ein wenig Angst vor der Zukunft macht. Frei nach Wolfgang Niedecken: “Von da an war nix wie bisher…”
Hinzukommt, dass wir seit Januar bereits renovieren und mein Wohnzimmerdreher bis letzte Woche auf dem Dachboden stand. Ich habe also nur Vinyl gehört, wenn ich für den Keks geschrieben habe und dadurch liegen hier unzählige Platten noch nicht ausgepackt in ihren Kartons und warten darauf von mir gewaschen und gehört zu werden. Wäre dem nicht so, könnten es Feine Sahne Fischfilet garantiert in meine Jahrescharts geschafft haben, aber man sollte ein Album wenigstens auch mal gehört haben. Selbiges gilt auch für Therapy?. Gehört und würdig wären bestimmt Madsen, Jack Pott, Monsters of Liedermaching, Adam Angst oder Staind. Garantiert nicht dabei wären Geier Sturzflug. Die Veröffentlichung ihres “Bruttosozialprodukt 2023” war flüssiger als Wasser.
Was darf überhaupt in solche eine Rangliste? Muss das Medium 2023 veröffentlicht worden sein oder wiederveröffentlicht worden sein? Dann wären ja auch die Broilers, Die Toten Hosen oder auch Die Ärzte, wobei mir letztere wirklich unvergessliche Momente mit ihren vier Konzerten in diesem Jahr beschert haben, mit in der Verlosung.
Mein Artikel, meine Regel, mein 2023! Dieses Jahr hat mich genau ein Song so richtig abgeholt. Einer! Zufällig, über einen Algorithmus bei Amazon. Er trieb mir sofort Tränen in die Augen, weil er so sehnsüchtig schön ist und weil ich vermutlich momentan eh recht nah am Wasser gebaut bin. Ich habe ihn erst vor ein paar Wochen überhaupt zum ersten Mal gehört. Dabei handelt es sich um “Dein viel zu lautes Leben” der Köpenicker Combo Treptow. Nachdem ich mich etwas sortiert habe, war mir klar, dass ich den Song, welcher bereits 2018 in Eigenregie veröffentlich wurde, auf Vinyl haben musste, falls er überhaupt auf Vinyl erschienen ist. Also begann die Suche, nachdem ich mich etwas sortiert habe. Laut Discogs wurde er tatsächlich als 7inch veröffentlicht, aber wurde noch nie über die Plattform verkauft. Auf einem Album ist er nicht erschienen. Also, ab auf die Homepage von Treptow, aber Fehlanzeige. Ein Hoch auf Social Media, ich habe einfach die Band direkt angeschrieben und gefragt, ob sie vielleicht irgendwo noch ein Exemplar rumliegen haben und es mir zukommen lassen würden. Ich weiß tatsächlich nicht, bis zu welchem Betrag ich gesagt hätte: “Komm pack ein und schick ab!” 50 Euro? Garantiert! Stattdessen: “Klar, guck mal auf unsere Homepage im Shop.” Da war ich doch schon, aber offenbar habe ich einfach nicht vernünftig nachgeschaut. Das gute Stück ist noch vorhanden für smarte 9 Euro plus Versand.
“Treptow – Dein viel zu großes Leben”, mein Song, meine Platte 2023! In diesem Sinne bleibt gesund, und genießt euer fucking Leben, denn ihr habt nur eins!