Immer und immer wieder bin ich positiv überrascht, was die Skandinavier musikalisch auf dem Kasten haben. Und vor allem, wie gut sie darin sind, Stimmung in Musik zu verwandeln und mit Musik Stimmung zu erschaffen, Heute darf ich mir mal wieder ein schönes Album zu Gemüte führen und euch etwas über die Band Bladed mit ihrem vierten Album “The Ballad Of The Hammer And The Nail”, rund um die Norwegerin Anita Kaasbøll, erzählen. Erschienen ist das Werk über Crispin Glover Records.
Passt irgendwie auch zu Norwegen: auf der Suche nach mehr Informationen komme ich schnell an meine Grenzen – kein Bandcamp, keine Website…da mag man es geheimnisvoll. Und genau so geheimnisvoll klingt es auch als die Nadel in die Rille rutscht und die ersten Töne erklingen. “Mystery” heißt dann auch noch der erste der neun Songs, die hier auf knapp 42 Minuten Spielzeit gezogen wird. Klingt Etmal lange, fühlt sich aber kurzweilig an.
Shoegaze trifft auf Artpop und Indie Rock. Und das ganze in höchster, fast schon architektonischer Präzision zusammengebaut von der studierten Jazz-Musikerin Anita Kaasbøll.
Aus Synthies, Drums, Percussion, Gitarre und sogar Blasinstrumenten wird von ihr und ihren wechselnden Mit-musikerInnen ein vielseitiger, aufwändiger Klangteppich geknüpft, den ich sehr gerne bei mir im Wohnzimmer liegen habe. Und in der Mitte von allem steht die Stimme der 42-jährigen, die mich beim Hören immer wieder mit ihrer Umfänglichkeit und Tiefe beeindruckt.
Ich kann mich in diesem Fall den Stimmen in anderen Besprechungen nur anschließen, wenn diese sagen, man möchte Vergleiche ziehen zu Namen wie Björk, Kate Bush oder auch PJ Harvey.
Und trotz des Einsatzes vieler verschiedener Instrumenten habe ich stehts das Gefühl, dass hier sehr auf Ausgewogenheit geachtet wird, denn irgendwie ist es bei keinem der neun Songs zu viel oder zu wenig. Es ist in jedem Song genau richtig. Beim Hören kann man sich wunderbar in sich selbst verlieren und in Gedanken durch die mit Nebel durchzogene Landschaft Norwegens wandern. Doch nicht nur auf Komposition und gekonnten Einsatz der Instrumente wird Wert gelegt, auch die Texte der Norwegerin haben es in sich. Mal geht es um digitale Welten (“I Want More”), Gesellschaftskritisches und Philosophisches, aber auch die Aufarbeitung persönlicher Trauerphasen und eigener Erfahrungen werden hier großartig verarbeitet.
Einziger Kritikpunkt für mich ist das Cover, das wird dem ganzen Album irgendwie nicht gerecht. Sieht aus wie von jeder 08/15 Indie-Pop Band. Da hätte man etwas mehr draus machen können. So für den Gesamteindruck…Die Platte selbst, die in schönem, eisigen Gletscherblau daher kommt – hier hat man sich dann wohl wieder Gedanken gemacht.
Man fühlt sich direkt eingehüllt in einen mystischen aber irgendwie auch sehr wohltuenden musikalischen Nebel.
Das macht Lust auf mehr.
Ein durchweg gutes und spannendes Album.
Hätte ich es nicht schon, würde ich direkt kaufen. HIER zum Beispiel.
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