Es ist einfach sooo schrecklich und es passiert leider nach wie vor viel zu häufig. Vor allem, wenn auf Platte keinerlei Warnhinweise angebracht sind. Die Rede ist von viel zu geringer Geschwindigkeit, die dann – wie in diesem Fall geschehen – zunächst mal auf den berühmten Holzweg führt.
Am Bassintro des Openers „Move On“ ist wiederum zunächst mal nichts Schlimmes festzustellen. Gut, bisschen arg tief gestimmt, habe ich vom aus Barcelona stammenden Quartett Blowfuse doch eher locker-flockigen Punkrock erwartet, wird ihr dritter Longplayer „The 4th Wall“ neben HFMN, Infected Records und Epidemic Records auch vom mittlerweile ganz schön großen Spezialistenlabel SBÄM veröffentlicht.
Spätestens aber als Oscar Puig an den Vocals anfängt rumzueiern, wird klar, hier ist was mächtig faul. Also schnell aufgesprungen und den Riemen umgelegt. Und siehe da, plötzlich sind wir anstatt auf einer Trauerfeier im Sum 41-, Blink 182-, Green Day-Wunderland. Alle, die sich jetzt selbst bei einem „Pah! Das ist doch kein Punk!“ erwischen, können sich dann jetzt auch was anderem widmen. Blowfuse ist dann nämlich nichts für euch. Alle anderen: hier geblieben!
Blowfuse liefern neun mal Pop-Punk, jawohl das tun sie. Was sie aber auch mit Bravour beherrschen, ist es, ihren Songs so eine leicht schräg-melancholische Note, wie das ansonsten nur Bracket können, ohne dadurch direkt ins Emolager abzudriften, mit auf den Weg zu geben. Zumindest des öfteren. Und dann liefern Blowfuse da aber auch so straighte Nummern wie „Far Away“ ab. Das Teil hätte dank seinen rhythmisch geblockten Gitarren in den Strophen, dann Crescendo und danach absolut und sofort mitgröhltauglichen Refrains das Zeug dazu, Offsprings „Self Esteem“ nach 30 Jahren als Partysmasher in den Dorfdissen dieser Welt abzulösen. Hätte, wenn der Mensch nicht so ein Gewohnheitstier wäre. Ja, auch ich gröhle in zwar selten gewordener, aber immer noch vorhandener Partylaune gerne mal ein „Laa Laa, La La La, Laa Laa, La La La“. Der alten Zeiten willen. Könnte mir aber der neuen Zeiten willen auch ein „Faaar Awayyyy“ vorstellen.
Blowfuse nämlich, die sind von heute, denn sie halten 2024 immer noch eine Fahne hoch, an deren Mast von der Szenepolizei nach den kommerziellen Megaerfolgen der hier genannten Referenzbands (und da gibt’s ja noch viel mehr davon!) bedenklich gesägt wurde. Na, jetzt auch vielleicht von dir ein „Pah, das ist doch kein Punk!“?
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Und vielleicht ist das auch einfach sch…egal! Denn, es ist verdammt nochmal ein gutes Album, das Blowfuse hier abliefern. Für junge Leute und für Junggebliebene auch. Und dann gibt’s da ja noch die Alten, denen eine Frischzellenkur… aber lassen wir das.
„The 4th Wall“ ist bereits seit 1. März und in unseren Breitengraden wahrscheinlich am einfachsten bei SBÄM zu haben. Auf Splattered Green Vinyl, oder einfach nur in schlichtem Schwarz. Schön hergerichtet im Gatefold und Inside/Out-Cover plus bedruckter Innenhülle. Nur eins noch: zwei bis drei Songs mehr hätten bei solch dicker Aufmachung schon gut getan. Sag ich jetzt aber auch nur, damit ich auch was zu meckern hab!