Finte, eine Post-Hardcore-Band aus Hannover, mit ihrem neuen Long-Player “wie das Endliche treibt”.
Ein wenig befremdlich finde ich den Anfang schon. Das poppig pathetische “Ende”. Musikalisch erinnert mich das an This Will Destroy You, nur, dass sie glücklicherweise, auf Gesang verzichten.
Weiter geht es mit Prog/Mathcore. Die Herangehensweise an das Songwriting ist ja definitiv eine andere, als bei Bands, die sich mehr “geradeaus” strukturieren. Deswegen brauche ich auch immer ein wenig, bis ich mich da in die Musik reingefühlt habe.
Ich bin also ernüchternd überrascht.
Das, was Finte da machen, ist sicher nicht neu, eventuell sind The Hirsch Effekt da ein guter Stamm, an den man sich anlehnen kann. Der Bandname sagt eigentlich, dass man mit einer Finte, den Gegner zu einer vorhersehbaren Reaktion bringt. Was in meinem Fall erstmal “huch!” ist. Ob sie das vorhergesehen haben?
Ein paar Runden später, Singstimme im Wechsel mit Screamo-Ausbrüchen sind mein Anker, die Musik selbst mäandert manchmal geradezu zackig zwischen vertrackten Parts, Gitarrenläufen und ruhigen Teilen, glaube ich etwas mehr zu verstehen. Reinfühlen kann ich mich immer noch nicht wirklich, da ich manch Wechsel vom Lauten ins Leise halt nicht in dem Timing von Finte verstehe.
Das Album “wie das Endliche treibt” ist mega abwechslungsreich! Ein topp Sound, unheimlich viel Liebe zum Detail reingesteckt, um jeden Ton hörbar zu machen! Und: die vier Bandmitglieder schaffen es, sich anzuhören wie ein ganzes Orchester.
Die Band spielt richtig gut zusammen. Sehr spannende, fordernde Musik. Diese Songs zusammenzustellen, die Melodiebögen so verschachtelt da einzubauen – Hut ab!
Die Lyrics sind sehr “lyrisch”, nennen wir es poetisch. Sie wechseln zwischen Klarheit und dem undurchsichtigen Zwischenmenschlichen. Es geht viel um das Hinterfragen der eigenen Befindlichkeit und der Befindlichkeit anderer. Die Vergänglichkeit der Dinge und was übrig bleibt.
Auf Seite zwei fällt vor allem “Herbst” aus dem Gesamtbild raus, mit einer Spiellänge von 9 Minuten.
Das Cover ist sehr ansprechend in dieser Farblichkeit. Lyrics sind auf die Innenhülle gedruckt. Haben auch eine Patina bekommen. Sie spielen hier auch mit der Aufteilung der Worte. Das ein langer Satz übergeht in den Text des nächsten Songs. Ein Spiel mit den Worten und der Ästhetik der Worte.
Das ist sehr ansprechend gemacht, auch hier steckt unheimlich viel Liebe drin!
Schaut über den Tellerrand!