Der Soundtrack zur düsteren Seite des Herbstes.
Die Tage werden schleichend kühler, kürzer und dunkler. Die Blätter färben (beziehungsweise entfärben) sich und fallen langsam von den Bäumen. Der Herbst hat uns nach und nach ummantelt. Welches Glück, dass mich das Vinyl der Innsbrucker Combo Bug erst im Oktober erreichte. Release des bei Hell Is Rock Records erschienenen Werkes war im Mai. Zur Herbststimmung passt die Scheibe aber eindeutig besser als zum Frühling oder Sommer. Sie bietet den idealen Soundtrack für düstere Herbstzeiten und birgt eine selbstzerstörerische Kraft in sich die seinesgleichen sucht.
Aber bevor ich mir die LP zum ersten Mal anhörte, durfte ich mich erst einmal über ein besonders Unpacking/Unboxing-Ergebnis freuen. Zum Inhalt gehört ein schönes Textblatt, in dem die englischen Textzeilen meist gleich darunter ins Deutsche übersetzt sind. Ein schöner Service! Zudem wird dankenswerterweise auch ein Bandcamp Download Code mitgeliefert.
Das Vinyl nach dem freudigen auspacken auf den Plattenspieler gelegt und eingetaucht in eine sehr bass-lastige düstere Klangwelt. Muss man unbedingt laut hören! Das Album kommt schon mit den Einsteigern „Happy Pills“ und „Hell Is Empty“ sehr druckvoll daher. Die Nummern bergen eine zerstörerische Killerenergie, die sich erst bei hoher Lautstärke so richtig entfaltet. Und mit „Happy Pills“ wird gleich mal klargemacht: ohne diverse Substanzen braucht man im Bug-Kosmos erst gar nicht aus den Federn kriechen. Und dann am besten gleich weitere einwerfen, um nicht komplett durchzudrehen. Nun denn.
I need my jolly happy pills to get out of fuckin’ bed.
Ich fühle mich ein wenig überrumpelt, das hatte ich so nicht erwartet. Im Vorfeld hatte ich noch keine Gelegenheit mit Bug Bekanntschaft zu machen. Umso massiver kommt der Groove bei mir an. Das ganze Werk ist wie ein eruptives Chaos. Teils beängstigend, wie im total abgedrehten „Amadeus“, in dem ein abgefuckter, ekliger Typ besungen wird, der für Asche halt auch wirklich die aller übelsten Dinge verrichtet. Solch Typus ist denk ich jedem von uns schon mal über den Weg gelaufen. Teils lyrisch anmutend wie in „Leftovers“, das mich unweigerlich an Herman Hesses Gedicht „Im Nebel“ denken lässt:
„Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.“
Sehr erwähnenswert auch „Twin Peaks“, nicht nur ob dem vorzüglichen Stimmungstransport durch den Videoclip (siehe oben) – ganz entspannt mit Bläsern eröffnet, kommt dann ein heftiges Riff, das es einen an die Wand drückt! Diese Melodie hat einen großartigen, eingängigen Groove.
Den Innsbrucker Düster-Rockern ist mit „Nunc Finis“ ein imposantes Werk gelungen (das wenn ich richtig zählte neunte Album bereits in einer 20 jährigen Bandgeschichte), das bei mir weiteres Interesse schürt und mich so richtig neugierig auf eine etwaige Live- Performance in der Zukunft macht.
Die Platte ist wohl am Besten über die Band oder das Label selbst erhältlich. Verlinkt habe ich beide, also solltet ihr das nutzen.
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