Nach dem Sommerurlaub hat sich hier Katerstimmung breitgemacht. Darauf erstmal ein, zwei, drei Runden “Collecting Dust” von Clean. Der Kater macht es sich hyggelig und bittet um ein Kaltgetränk. Die Musik ist so dermaßen entspannt und im besten Sinne unaufgeregt, dass es mir schwer fällt es nicht dem Kater gleich zu tun, sondern mich an den Schreibtisch zu setzen und diese Zeilen zu schreiben.
Die Musik ist klassischer Indie-Pop, nicht tanzbar, lädt sie zum entspannten chillen ein. Bass, Schlagzeug, Gitarre, alles hörbar und hörbar aufs wesentliche reduziert. Aber nicht so Marie-Kondo-like, dass am Ende jeglicher Charakter verloren ist, weil alles persönliche abhanden gekommen ist, aussortiert oder mit Grau-Beige übertüncht wurde.
12 Songs dieser Art findet ihr auf dem Album und auf der Innenhülle die 12 entsprechenden Songtexte. Lest euch die mal durch, denn schon der Opener “Archetypster” lädt zum stundenlangen drüber nachdenken ein und ich feier den schönen Neologismus. Archetyp, da kommt mensch schnell von Platon zu Descarts und Locke, von Hölzchen auf Stöckchen. Wie sieht das Urbild eines mensch gewordenen Ideals, einer Idee, heute aus und welche Idee überhaupt? Im Song ist die Person ein wenig runter gerockt, aber irgendwie, oder deswegen, liebenswert. “Show me the way” Ich erspar euch eine weitreichendere Abhandlung an dieser Stelle.
Die Texte sind, wie mensch jetzt vermuten könnte, nicht besonders kryptisch geschrieben, sondern eben so einfach wie die Musik, ohne einfache Wahrheiten zu transportieren. Persönliche Texte, die Raum geben zur persönlichen Adaption, die einladen sich Gedanken über die Worte “handsome” oder “interesting” zu machen, wie im Song “One More Time With Meaning”.
Ihr ahnt es schon. Mir, die ich ja sowieso ein fable für Texte habe, gefällt “Collecting Dust” (und auch der namensgebenden Song) sehr gut. Text und Musik nehmen sich in den Arm und lassen sich auch in der nächsten guten Stunde nicht mehr los. Sehr schön ist das.
Das Album ist auf schwarzes Vinyl gepresst, schwarz weiß das Cover. Ein Bild von abgedeckten Möbeln um sie vermutlich vorm einstauben zu schützen. Auf der Rückseite sitzt der Kater auf dem Wohnzimmertisch. Leicht kritischer bis vorwurfsvoller Blick. Ach ja, das Kaltgetränk und die Platte soll ich auch nochmal laufenlassen. Ich folge den Anweisungen meines Post-Urlaub-Katers in der Hoffnung, dass er den Anweisungen des vorletzten Songs folge leistet: “Go to Hell” oder wenigstens des letzten Songs “OK Let’s Sleep”.
Käuflich erheben könnt ihr “Collecting Dust” unter anderem über die Bandcampseite von Clean. Macht das mal, solange es zu haben ist. Das Vinyl ist nämlich limitiert.