Draussen wird es immer dunkler und düsterer und der Herbst bereitet so langsam seinen Abgang vor. Passend zu dieser Stimmung landen Confusion Master mit „Haunted“ auf meinem Plattenteller. Ganz frisch aus dem Presswerk, Release war am 19.11. 2021. Cover, Aufmachung – alles deutet auf eine Menge Spaß hin. Der Tonarm senkt sich, knistert sich durch die Einlaufrille und es nach etwa 20 Sekunden malmen sich Bulldozer-Riffs durch dein Gehirn das es eine Pracht ist. Daneben ein paar psychedelisch angehauchte Spielweisen, die aber diesen malmenden Beat und Riffs nicht wirklich was entgegen zu setzen haben. Pervers wird nach zweieinhalb Minuten der Gang noch mal runter geschaltet und jetzt bist du echt am Arsch. Keine Chance der Tortur zu Entkommen. Liebevoll sägen Confusion Master weiter an der Gehirnrinde, die bei etwa vier Minuten durchbrochen scheint, denn der Bulldozer schaltet wieder einen Gang hoch. Bei 4:45 etwa fängt ein duschgeknallter Pfaffe eine Text zu rezitieren und völlig krank immer wieder zu wieder holen – gleich einer Exorzismusformel. Etwa nach Minuten steigt die Band in den Gesang ein. Ein gequälter Sing-Sang einem Klagelied nahe. Das dieser Moloch überhaupt noch nach 10:30 Minuten zu Ende, bekommt man nur im Delirium mit.
Aber Confusion Master wollen auch nicht gefallen, sondern böse sein. „Haunted“ ist ein Tumor, eine Keimzelle des Düsteren und Bösen. Einhörner und Feen sucht man hier vergebens! Um das nach Außen zu dokumentieren, haben die bösen Buben schon mal das „t“ im Namen gedreht, damit es wie ein umgedrehtes Kreuz aussieht (Achtung! voll böse! Dabei eigentlich ein Petruskreuz mit christlicher Bedeutung). Drei Jahre nach dem Debüt spuckt das Rostocker Quartett einen schwarzen Brocken aus, von dem man sich wirklich besser abwendet, als sich damit zu beschäftigen.
Aber gerade das Düstere, das Böse und Menschenfeindliche hat es Confusion Master angetan. Dazu werden DIY-Werte hochgehalten und Vintage-Equipment geliebt. Heraus kommt ein Doom-Bastard mit deutlichen Sludge-Reminiszenzen, aber auch einer gewissen Punk-Attitüde im Sinne, dass nicht alles perfekt sein muß.
Immer wieder diese Gitarre, die einem Schauer über den Rücken treibt. Das Malwerk des Düsteren hält nicht an, wieder und wieder werden schwerverdauliche Brocken ausgespuckt. Kein Bombast, keine fragile Melodie, sondern nur dieses immer wiederkehrende, zeitlupen-artige Bulldozer-Tempo.
Das Konzept für das vier-Track-Album war wahrscheinlich vor allem, einfach mal los spielen und schauen, wo die Reise hingeht. Herausgekommen ist dann ein leicht verwaschener Sound mit psychedelischen beschwingten Elementen zu einem donnernden Groove – wenn man bei der Langsamkeit von Groove sprechen kann. Den Gesang stellt man nicht in den Vordergrund, er wird eher als Instrument interpretiert. Coole Idee ist der Einsatz von Sprachsamplen. Als musikalische Einflüsse seien WOJCZECH, CYNESS, BAD LUCK RIDES ON WHEELS UND AEQUATORKAELTE genannt. Mit nahezu 100 gespielten Konzerten ist Confusion Master gefestigt und so wurde „Haunted“ in verschiedenen Live-Sessions mit Lutz Baumann an den Reglern aufgenommen.
(Anm.: Video läuft auf youTUBE)
Am Ende hat mich dann „Haunted“ doch gepackt und habe mich trotz der Qualen der Sache soweit geöffnet, dass ich mich auf das Confusion Master Universum eingelassen habe und diese Treppe zur Hölle hinunter begeben habe. Dort wo im Krankenhaus Untergeschoß von Lars von Trier die Geister in der gleichnamigen Serie ihr Unwesen trieben, könnte „Haunted“ der Soundtrack in Dauerschleife sein.
Die Platte erscheint mit beigelegter CD (inklusive. Bonustrack) sowie als limitierte Fanedition mit LP, CD, Sticker und einem Tape „Live at Fusion Festival“. Egal, für welche Edition ihr euch entscheidet, der Kauf lohnt sich.