No. 48 eines auf 50 Stück limitierten Tapes ist schon Ansicht geil Aber ein limitiertes Tape von Cosmo Thunder zu besprechen, ist noch mal eine Geilität mehr! Die MC “eigentlich ganz gut” ist Teil Zwei einer geplanten Quadrologie von Cosmo Thunder. Den ersten Teil “Das Wasser bis zum Hals” durftet ihr bereits bei uns, beim Vinyl-Keks lesen. Die ursprüngliche Idee zur Quadrologie war es, in Anspielung auf den Klub 27, die Veröffentlichung aller bis dahin geschriebenen Demos vor dem 28. Geburtstag von Dominik Wagenführ, so der bürgerliche Name, zu veröffentlichen.
“Das Ganze macht auch noch Spaß. Ich lerne dabei immer wieder neue Sachen dazu
und es ist wirklich spannend was aus diesen teilweise schon über 7 Jahre alten Liedern passiert.”
Cosmo Thunder auf Facebook
Auch dieses Mal hat die MC ein liebevoll gestaltetes Cover, das ein Einfamilienhaus im ersten Verfallsstadium und ein neben dem Haus geparktes Auto ohne Kennzeichen zeigt. Dazu die blutrote Kassette mit dem über beide Seiten laufenden Gruß: “mit ganz viel liebe und Hilfe meiner Freund:innen”. Sehr sympathisch bis dahin.
Legen wir das Tape mal in die Bandmaschine, drücken PLAY und sind voller Vorfreude auf die fünf Songs. “Elixier” tönt aus den Boxen – ein quirliger Song, der eigentlich dem Begriff Akustik-Punk gut darstellt. UpTempo, Akustikgitarre, schöne Drum-Patterns und ein einfacher Text, der eine Liebe huldigt, die anscheinend das Lebens-Elixier von Cosmo Thunder darstellt. Ganz schön verliebt der Mann. Nach unter einer Minute ist der Song dann schon vorbei, aber ganz ehrlich, manchmal ist weniger mehr.
Es folgt “Käfer” – ein sehr deprimierender Song, der langsam den Weg in Ohr und Hirn der Hörer:innen findet. Hier geht es um eine sehr traurige Trennung nach einem Kuss. Wo hat man solche Lyrik wie “Der Ventilator trägt noch immer – deinen Duft durch das Zimmer”. Es geht aber auch um das Wiederauferstehen und das Weitermachen nach einer Niederlage. Eine Mundharmonika spielt dazu eine traurig schöne Weise. Das ist Romantik pur. Fast vier Minuten nur echte Gefühle. Ganz großes Kino!
Die Songs und Texte stehen im Gegensatz zum Titel “eigentlich ganz ok”, denn es geht meistens um mehr oder weniger großen Katastrophen in zwischen menschlichen Beziehungen. Herzschmerz und verpaßte Chancen sind dabei die emotionalen Leitplanken des Albums. Das ist bestimmt alles Mögliche, aber nicht “eigentlich ganz ok”.
Den größten emotionalen Schub, verwahrt sich Cosmo Thunder bis zum Schluß. Der Song “Abschied nehmen und wieder aufstehen” ist ein Song über den letzten Abschied, den letzten Kuss, den letzten Blick und die Einsicht, dass selbst die Stadt, in der man wohnt nichts mehr hat, was einen weiteren Aufenthalt rechtfertigen würde. Ein wirkliches dramatisches und trauriges Ende, das den Hörer:in an die eigenen verpassten Chancen im Leben denken lässt.
“Du erinnerst mich, dass es da draussen noch Dinge gibt, die so schön sind…”
Cosmo Thunder in “Elixier”
Richtig gut steht der Sound den Songs, die aus alten Demos entstanden sind. In Zusammenarbeit mit anderen Künstlern überarbeitet wurden. Im Grunde ist es keine Solo-MC, sondern eher das Album einer Band. Wirklich bemerkenswert finde ich den DIY-Ansatz, der durch das gesamte Album beibehalten wird und jeden Song dieses kleine, feine Funkeln und Glitzern verleiht. “eigentlich ganz ok” würde jede Straße, jede Unterführung zu einer Bühne machen, auf der es vor authentischen Gefühlen nur so tropft.
Die beiden vorliegenden Teile der Quadrologie zeigen nicht nur die Experimente und den kreativen Einsatz der Instrumentierung, sondern ebenfalls, wie die Songs durch die Kollaboration der Freund:innen die Songs zusätzlich an neuen Facetten und Tiefe gewinnen. Auf “eigentlich ganz gut” sind in der Hauptsache Benjamin Kolodziejski am Bass, sowie Lukas Beyer an den Drums die musikalischen Mitspieler. Außerdem sind befreundete Bands wie Blankets, Forkupines, GR:MM und Modell Bianka auf dem Album vertreten. Gemastered wurde die EP von Till Siedentopf im BronxMansion Studio Isenbüttel.
Ich bin wirklich gespannt, ob es Cosmo Thunder durchhält die Quadrologie zu veröffentlichen, denn ich könnte mir gut vorstellen, das gerade die älteren Demos, die bestimmt auch in Zeiten der Pandemie entstanden sind, mit zunehmenden Abstand an Bezug verlieren. Aber… man wird hören. Und bis dahin drücke ich noch ein paar Mal auf PLAY und lasse “eigentlich ganz ok” laufen.
Die MC ist bereits am 19. Oktober 2022 erschienen, wird aber noch auf Bandcamp angeboten und kommt mit Code für einen high-quality Download in mp3 oder Flac.
Let’s go Surfin’