Was passiert eigentlich wenn Ruben Block, seinerseits Gitarrist und Sänger von Triggerfinger, eine Soloplatte herausbringt? So nämlich geschehen Ende 2022 da erschien Looking To Glide via Pias Records. Was aber passiert denn nun auf der Platte?
Ruben Block bewegt sich auf Looking To Glide über 11 Songs im Spannungsfeld von recht düster gehaltenem Alternative, Pop und Blues-Rock. Schon beim Opener habe ich das Gefühl, das könnte spannend werden.
Düster und ziemlich Layed-Back arbeitet sich die Nadel Rille um Rille vorwärts. Bei Song Nummer vier, Lights, zieht das Tempo erstmal etwas an und bekommt einen Alternative-Poppigen Drive, der aber durch “Störgerausche”, die immer wieder dazwischen gespielt werden, nicht kitschig wird und durch vorsichtig eingesetzte elektrische Anteile weiter in irgendwelchen eigenen Sphären vor sich hin schwingt. An der ein oder anderen Stelle, bekomme ich fast schon das Gefühl einen Filmsoundtrack zu hören – ich mag Filmsoundtracks in der Regel recht gerne.
Musikalisch großartig gespielt, immer mit der richtigen Menge an Aktivität und dann wieder atmosphärischen, atonalen Anteilen baut sich Ruben Block mit Looking To Glide etwas ziemlich eigenes in den Vorgarten. Mich fasziniert vor allem die Rhythmus Fraktion rund um Schlagzeug und Percussion – ich höre hier keine abgedroschenen, einfallslosen 0815 Beats oder Teile aus dem Alternative-Cookbook, sonder eine präzise auf den Punkt gespielte, nicht aufdringliche Begleitung die sich wahnsinnig gut in das Gesamtbild einarbeitet.
Irgendwie sehe ich vor meinem inneren Auge Ruben Block irgendwo in Skandinavien auf einem See mit einem Ruderboot durch wabernde Nebelbänke fahren aus denen er immer wieder kurz auftaucht und zeigt, dass er noch da und nicht schon untergegangen ist. Die Stimme und die Art zu singen passt für mich ganz hervorragend in diese Nebelbank – ein bisschen unheimlich aber auch irgendwie schön. Wie im Hinterland Schwedens morgens um 6:00 im tiefsten Nebel eben. Triggerfinger gibt es auf der Platte von Ruben Block jedenfalls weit und breit nicht zu entdecken – das gefällt mir. Hier hat jemand echt Lust gehabt was ganz eigenes zu machen.
In Tripping Down und Looking To Glide (rein-hören-Empfehlung) sind wir dann zum Teil fast schon im Lo-Fi Noise angekommen. Und auch hier ist alles fast schon gruselig präzise zusammengesetzt. Man merkt, dass er sich für die erste Soloplatte fast vier Jahre Zeit gelassen hat.
Was Ruben Block hier auf Platte gepresst hat ist ungewöhnlich, nichts für Rocker, spannend, zum Teil etwas verstörend, on Point gespielt und irgendwie faszinierend. Ein wie ich finde sehr gelungenes Solo-Debut.
Die Aufmachung der Platte an sich hingegen, passt wieder ganz vortrefflich in die Alternative-Ecke. Einfach gehaltenes Selbstportrait in leicht vergrisselter Retro-Filter Optik, dazu gibt es ein Inlay mit noch mehr Retro-Filter Optik und die Platte selbst ist bei mir in Clear angekommen. Insgesamt sehr schön.
Wer mag, kann die Platte HIER via JPC bestellen.