Was dem Namen nach zunächst auf rumpeligen Deutschpunk von der Straße (das wiederum würde den Autor dieser Zeilen in aller Regel vom Hof jagen) schließen lässt, entpuppt sich beim Anhören dann glücklicherweise als positive Mogelpackung. Deutschpunk zwar schon irgendwie, aber die Instrumente sind gestimmt und Dackelkontakt liefern auf ihrem ersten full length-Album “Hackbällebad” super 80er-Jahre D-Punk mit ordentlicher NDW-Kante und gaaanz vielen Synthies. So was erlebt die letzten Jahre ja immer wieder schöne, teilweise auch erfolgreiche (sowieso immer relativ) Revivals.
E-Gitarren schwirren da schon auch wahrnehmbar durch den Orbit, gewichtiger und für die feinen Melodien sorgend sind aber die Synthies. Und ich glaube, das Ding da im Opener “Am Arsch” (und auch sonst immer wieder mal) ist sogar ein Theremin. Ein gar ganz tolles Instrument ist das. Immer so ein bisschen Raumschiff Enterprise und Weltraum-Akustik am Start.
Dabei bleibt das Quintett aus Potsdam schon eher am Boden. Brandenburger Windkraft-Idyll in poppigen Farben ist da auf dem supi-DIY-Siebdruckcover zu sehen. So ein Aufwand macht jedes Exemplar zum Unikat, auch ohne die Handnummerierung auf der Rückseite. Nicht nur sehr schön anzugucken und anzufassen, nötigt mir so viel Herzblut für das eigene Projekt/die eigene Band immer den größtmöglichen Respekt ab, auch wenn Dackelkontakt wohl nicht selbst oder alleine an der Maschine standen, sondern die kollektive Siebdruckwerkstatt Studio 114 an ihrer Seite hatten.
Auch thematisch widmen sich Dackelkontakt eher den irdischen Problemen und Belangen. “SUV” zum Beispiel spricht da wohl für sich selbst, gehören diese unbrauchbaren Möchtegern-Statussymbole meiner bescheidenen Meinung nach im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Verkehr gezogen. Dackelkontakt teilen meine Meinung und geben den SUV-Nutzer*Innen auf textlich originelle, wie auch augenzwinkernde Weise einen Arschtritt. Super dann auch der die Platte abschließende Umgang mit einem weiteren Fortbewegungsmittel, das uns alle immer wieder und gerne mal ärgert. Fast schon ein bisschen krautrockig ziehen Dackelkontakt den Song “Eisenbahnermonotonologe” gekonnt in die Länge und untermauern dadurch das Gefühl, aber auch die Realität, das uns wohl allen bestens bekannt sein dürfte, nämlich, dass die Bahn halt nun mal selten pünktlich ist. Wenn der SUV allerdings die Allternative sein soll, dann… na ja. Jedenfalls herrlich, diese im Song verbastelten Tondokumente mitgeschnittener Bahnbedienstetenansagen. Das verleiht dem Song den absoluten Realnessfaktor.
Ihr seht schon, an originellen Ideen, Ironie, aber auch Zynismus fehlt es Dackelkontakt mal so gar nicht. Und eben jene Attribute machen “Hackbällebad” trotz instrumentalem Minimalismus zum absolut unterhaltsamen Unterfangen. Außerdem: letztlich ist es immer noch Punk. Synthie-Punk. Deutschpunk auch, ja. Der andere, der coolere Deutschpunk eben. Ideal, Hans-A-Plast, Stereo Total, Alter Egon, Derby Dolls, S.G.A.T.V. (die singen zwar auf Englisch, aber egal) und The Jimmys (auch auf Englisch, auch egal), um auch zwei aktuelle Artverwandte zu benennen und auch Peter Schilling. Das alleeees – und noch viel meeeehr vereinen Dackelblut da unter einem Dach.
Denk an was Schönes – mach was Schönes und hol dir eine von nur 300 “Hackbällebad”-LPs, wohl am besten direkt bei Dackelkontakt. Klare Empfehlung; lohnt sich!