F… Dich, halt die Fresse und geh weiter, wenn er fällt dann schreit er…
Nicht wirklich. Ich hab weder Lust, weiter zu gehen, noch fällt diese Platte irgendwo runter, schon gar nicht unter den Tisch. Schreien tut er aber, der Bogdan. Aber beginnen wir doch am Anfang. Das Duo Dankeschatz aus München macht seit 2016 Musik. Punkrock, teils launisch und schnell, teils etwas ruhiger und teils recht penetrant. man kann das gar nicht so leicht in eine Schublade stecken, was mir sehr gut gefällt. Einheitsbrei gibt es wirklich schon genug.
Die erste EP mit dem Titel “Jaja” erschien mit ihren sieben Liedern bereits 2017 und wurde dann gefolgt durch “Ein Lamento” im Jahre 2019 anno domini. Und im Zuge der zweiten Veröffentlichung entstand dann diese LP, welche jeweils eine der EPs pro Seite beinhaltet. Dass die Jungs aus Gitarre und Schlagzeug ganz schön was rausholen können, sollte man sich echt mal gönnen. Es gab ja schon des Öfteren Zwei-Mann-Kombos, die es auch zu gewisser Bekanntheit schafften, Brieftauben oder White Stripes, nur um mal welche zu erwähnen. Irgendwie hoffe ich schon, dass auch Dankeschatz einen gewissen Status erreichen können, denn diese abgedrehte Mucke mit den wirklich durchdachten Texten, das darf schon etwas größere Kreise ziehen. Ich meine, lasst euch mal die folgenden Zeilen aus “Pathetisch” auf der Zunge zergehen:
Dein Leben ist schön, dein Leben ist herrlich. Ach f… dich ins Knie, ist sicher ästethisch. Ich kann´s nicht mehr sehen, all deine Selfies, vor Bergen und Seen. Der Moment wird erfasst, doch möcht ich die Scheiße in Wirklichkeit gar nicht mehr sehen.
Wie schön kann man seine Abneigung gegenüber dem dauernden Selfie-Geposte denn in Worte packen? Aber gut, lasst uns mal zu wirklichen Analyse der LP kommen. Dank der zwei EPs bekommen wir auf der Langspielplatte gesamt 15 Songs serviert. “Jaja” besteht aus deren sieben und “Ein Lamento” aus folglich acht irrwitzigen Stücken. Dankeschatz bewegen sich zwischen schnellen Punksongs und Nummern, die aus allen möglichen Stilen verwurstelt sind. Ein schnelles und recht melodisches “Asbest” wird zum Beispiel durch ein recht progressives “Kitsch” abgelöst. Textlich bewegt sich das Ganze irgendwo in der Sozialkritik, Abneigung der Welt gegenüber, gemischt mit diversen humoristischen Aussagen – im Volksmund auch Sarkasmus und Ironie genannt. Die Beiden beherrschen ihre Instrumente, das ist klar, und das spiegelt sich auch im Songwriting wieder. Die Stücke sind wohl durchdacht und das nicht nur textlich. Manchmal denkt man sich sogar, “Hey, da passt der Sound gar nicht zum Text”, aber dann, wenn man genauer hinhört, merkt man doch, das Methode dahinter steckt.
Abschließend also meine Meinung: Ich bin froh, diese LP gehört zu haben. Der Inhalt ist einfach so unkonventionell, dass ich geneigt bin zu sagen, so etwas habe ich in dieser Form noch nicht gehört. Daher geht ein ganz großes Lob meinerseits in die bayrische Landeshauptstadt an Dankeschatz.
Die Platte ist in Eigenregie veröffentlicht und über die Bandcamp-Seite der Band erhältlich. Schwarzes Vinyl inklusive Downloadcode.
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