Wie unfassbar geil ist das denn bitte: Das neue Album einer meiner absoluten Lieblingsbands, den Kult-Anarcho-Punkern Defiance aus Portland, ist jetzt auf dem kleinen aber feinen Marbacher Tape-Label Running Out Of Tape Records erschienen. Somit ist die beschauliche Schillerstadt im Schwabenländle direkt um ein weiteres, elementares Kulturgut reicher geworden. Denn wer auf Oldschool Street Punk aka The Unseen, The Casualties oder The Varukers (mit beiden letzteren war die Band bereits kurz nach ihrer Gründung Anfang der 90er auf Tour) steht, dürfte an Defiance nicht vorbeigekommen sein (Ihr Debut “No Future No Hope” ist für mich eines der besten Street-Punk-Alben ever!).
Etliche Releases, diverse Wechsel in der Besetzung und eine längere Pause später, erschien also letztes Jahr ihr Album “War On The Streets” in digitaler Version auf Bandcamp, auf Vinyl bei Puke’N’Vomit Records und Voltage Records, auf CD auf Violated Records und – eben jetzt auf Tape bei Running Out Of Tape Records – ich Glückspilzin!
Nachdem ich mir also die Platte (in wunderschönem punky Pfefferminzgrün!) bereits im Sommer letzten Jahres habe mitbringen lassen und da schon extremst begeistert war, bin ich jetzt auch stolze Besitzerin eines der limitierten Tapes.
Optisch im typischen Defiance-Gewand (Oben Schriftzug der Band, Hintergrund Foto – meist eine Kriegs-/Polizei(-gewalt)szenerie – Titel unten) verspricht das Album auch inhaltlich an die Vorgänger anzuknüpfen. Bei manchen Bands und Künstler*innen freue ich mich ja tatsächlich, wenn ich schon vorher weiß, was mich erwartet. Und so hatte sich auch letztes Jahr schon beim ersten Auflegen der Platte ein breites Grinsen in meinem Gesicht breit gemacht, welches nur deswegen auf der Hälfte eingefroren ist, weil die Songs mehr denn je ins aktuelle Zeitgeschehen passen: Krieg, Zerstörung, Polizeigewalt wo wir hinschauen…
“City Of The Hanged” startet direkt mit diesem schnörkellosen, wuchtigen Sound, den mir auf diese Art einfach nur Defiance vor die Füße rotzen können. Gradlinig, laut, aggressiv – Message received. “Pressure” klingt nochmal ein Stück druckvoller und angepisster – wie ich diese wütende Gitarre und die hetzenden Drums einfach liebe, ey…
“We Must Kill” und der letzte Song auf der A-Seite “Punishment Battalion” klingen, wie sie heißen: Schnell, chaotisch, rabiat, voller Gewalt und Hass. Das konnten Defiance schon immer: Lyrics und Musik perfekt aufeinander abgleichen. Ich würde sogar behaupten, ich könnte erahnen, um was es in einem der Songs geht, selbst wenn es keinen Text dazu gäbe. Im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen der Band habe ich das Gefühl, dass die Musik insgesamt noch brachialer klingt, und die “Leichtfüßigkeit” (geil, so ein Wort bei einem Defiance-Album zu verwenden grenzt schon an eine Unverschämtheit, haha) ist einer derberen Spielweise gewichen.
“Smash the invaders, the nazi scum, punishment…punishment…crimes paid, die for your government”
(“Punishment Battalion”)
Jaaaa – wer auf blumige Sprache und instrumentale Virtuosität steht, wird bei dieser Band nicht auf ihre/seine Kosten kommen, aber das will ja auch niemand (Also ich jedenfalls nicht, nicht bei Punk jedenfalls…).
Die B-Seite macht weiter, wo die A-Seite aufgehört hat und bündelt nochmal jegliche Abscheu und Feindseligkeit gegen all die schönen Katzen, Krieg und die Politik (“Left For Dead”, “The Ones”, “The End”) und hat mit “Guns Of Revolution” auch einen formidablen Coversong von den Red Rockers aus den 80ern zu bieten.
Ich wechsle also inzwischen regelmäßig zwischen Vinyl und Tape, weil ich finde, dass beides unfassbar gut klingt, muss aber sagen, dass das Album auf Kassette noch einen Tick geiler klingt, weil es halt einfach unvermittelter den Spirit in meine Ohren transportiert, den die Band schon seit 30 Jahren in die Welt schreit.
Zu kaufen direkt bei Running Out Of Tape Records – dort gibt’s auch eine auf 25 St. limitierte Special Edition mit Patch (DIY handgesiebdruckt von Covercadaver) oder über Under Attack Records.