Und dann kam Corona – und die Welt war eine andere. Ja, das Virus hat so einiges verändert. Das muss ich hier jetzt auch gar nicht beschreiben was und wie, ihr wart ja alle selbst dabei. Ganz viel davon war aber ganz schön scheiße! Als Sozpädfuzzi wie ich einer bin, hat mir die hiesige FH einst allerdings versucht beizubringen, stets positiv zu denken und auch zu agieren. Ressourcenorientiert war da auch noch so ein Schlagwort. Und deshalb kommt hier nun der Versuch, der, nennen wir sie mal “Corona-Situation” tatsächlich was Positives abzugewinnen, ohne dass da jetzt aber der Eindruck entstehen soll, dass ich das Virus und seine Folgen verharmlosen will. Also bitte nicht falsch verstehen, ja?!
Für Musiker*Innen bedeutet(e) Corona Auftrittsverbote, Langeweile, verwaiste Proberäume wegen Kontaktverbot, Kontaktverbot ja sowieso, Auflösung ganzer Bands mangels Zukunftsperspektive – und wegen Kontaktverbot und fehlende Einnahmen (v.a. für Profis katastrophal) dann als Resultat aus dem Ganzen. Klingt jetzt erst mal nicht so positiv. Es gab da aber auch den anderen Teil der Spezies Musiker*In. Den Teil, der aus der Not eine Tugend gemacht hat und die durch Corona quasi “gewonnene” Zeit – selbstverständlich unter der Einhaltung aller gängigen Vorschriften – dazu genutzt hat, neue Projekte zu starten. So auch der liebe Manu (von Zero Zeroes und Weird Owls), der liebe Max (auch Zero Zeroes, Astrokraut und Typhuzz), der liebe Alex (Typhuzz und Weird Owls) und auf Platte der liebe Moe (früher Witchfucker, jetzt Coltaine), allesamt aus Karlsruhe, die sich kurzerhand zu den Degenerated Jerks formiert haben, die mir von einem Beteiligten zumindest als “Corona-Projekt” angepriesen wurden. Wie sie zu viert die Zwei-Haushalte-Regel und sonstiges Gedöns eingehalten haben, bleibt zwar ihr dunkles Geheimnis, das Ergebnis aber ist phänomenal und liegt nun hier selbstbetitelt auf meinem Plattenteller.
Hammergeiler Garage-Trash-Punk mit völlig übersteuerten Gitarren, jeder Menge Weirdness und das Ganze (sieben Songs) live und am Stück eingezimmert. Eine Bandprobe auf Vinyl gepresst. Entsprechend spontan und einmalig klingt das dann, was einem solchen Sound ja grundsätzlich und immer sehr zuträglich ist. Spätestens jetzt dämmert mir allerdings, dass die Degenerated Jerks wohl nur sehr bedingt ein Corona-Projekt sein können und ich den Zwinkersmiley da in der Textnachricht hätte ernst nehmen sollen. Egal wie, das Teil ist da! Das Teil klingt nach der ersten Hellacopters (“Supershitty To The Max”) mit noch mehr Feedback, nach The Masons, Wild Billy Childish in noch viel wilder, alten The Cramps und frühen New Bomb Turks. Alles geile aus der Garage, vereint auf einer Platte.
Gut, der (Granat)Apfel fällt nicht weit vom Stamm und von den Zero Zeroes sind die Degenerated Jerks gar nicht mal so weit entfernt. Wo erstgenannte mehr auf Dunkelheit setzen, sind die anderen halt noch überdrehter. Ansonsten aber geht’s hier ähnlich brazzig, fuzzig und mit jeder Menge Feedback zu. Da die Musiker eben diesen Sound nicht erst seit gestern fabrizieren und zusammen über eine geballte Ladung an Banderfahrung verfügen, quasi ressourcenorientiert arbeiten, klingt das Teil eben so geil, wie es klingt. Punkt. Hach und schick ist es auch noch! Einseitig bespielte 12″ und auf der Rückseite dann ein spitzenmäßiges Screen Printing. Da will man sich die Platte doch glatt an die Wand hängen. Kann man auch machen, allerdings sollte man sich dann zwingend zwei Stück kaufen. Da DIY und self-released direkt bei den Degenerated Jerks.