Im – entgegen der Erwartungen- so gut gefüllten FZW, dass sogar der Oberrang geöffnet wurde, gaben sich Deine Lakaien die Ehre für das letzte Konzert einer Tour, bei der nicht von Anfang an klar war, ob sie auch wirklich stattfinden würde.
Ticketverkäufe für kleine und mittelgroße Konzerte sind nach der Pandemie rückläufig, viel zu oft müssen Tourneen aufgrund zu geringer Vorverkaufszahlen doch noch abgesagt werden.
Zum Glück war dies nicht der Fall bei der Dual Tour, die so in Dortmund ein großartiges Ende fand.
Um kurz nach 20 Uhr betraten Alexander Veljanov und Ernst Horn mit ihren Gastmusikern Igor Zotik und Slobodan Kajkut die Bühne, und schon nach den ersten Sekunden war klar: Band und Publikum sind bereit für ein fulminantes Finale.
Glasklarer Sound und eine Stimme, die ihresgleichen sucht, live fast noch besser als aus der Konserve, sorgten direkt beim Opener „Lonely“ für die ersten Gänsehautmomente.
Weiter ging es mit „Nightfall“ vom aktuellen Album Dual +, gefolgt von „Gone“.
Mit „Over and done“ wurde dann direkt der erste Klassiker ausgepackt, von denen an diesem Abend noch einige folgen sollten. Der Song entstammt dem 2005er Album „April Skies“, welches nun endlich auch auf Vinyl erschienen ist. Aufgrund von Streitigkeiten mit der, Zitat Veljanov: „Kack EMI“*, mussten die Fans auf dieses Release lange warten, und so ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Konzert am Merch-Stand kein “April Skies”-Vinyl mehr verfügbar war. Den Presswerken fehlt das Material und die Platte ist aktuell ausverkauft. Aber irgendwann, so wurde mir freundlichst versichert, wird sie wieder über den offiziellen Fanshop verfügbar sein.
Aber zurück zum Konzert und einem Publikum, dessen Begeisterungsfähigkeit Alexander Veljanov mit einem „Thank God it‘s Friday- was ist denn mit euch los?“ kommentierte, um dann mit „Where you are“ ein weiteres, dem Publikum wohlbekanntes, Lied anzustimmen.
Der erfolgreichste Song des 2014er Albums „Crystal Palace“, „Farewell“, machte anschließend seinem Ruf als Clubhit alle Ehre, und mit dem Song „Europe“ gingen dann Grüße an das Vereinigte Königreich, denn „[w]ir sind Europa und haben keine Alternative“.
Mit „Unknown friend“ spielte die Band den ersten Song vom Album „Dual“, direkt gefolgt von „Because the night“, einer Coverversion, die einerseits dem Original huldigte, andererseits aber auch unverkennbare Deine Lakaien Elemente enthielt und das textsichere Publikum begeisterte.
Das nachfolgende „Dust in the wind“, deutlich ruhiger als der vorherige Song, atmosphärisch aber so dicht, dass selbst mir die JBO-Version („Messmer-Tee“) hier ausnahmsweise nicht über die Lippen kommen wollte, sorgte wieder für Gänsehaut.
Und auch mein “Dual”-Lieblingslied „Run“ wusste live zu überzeugen, sorgte es 2021 noch für schnellere Schritte bei einsamen Spaziergängen, konnte nun endlich das Tanzbein geschwungen werden.
Bevor es zur Gegenüberstellung des Lakaien-Songs mit seinem ebenfalls genialen Cover-Partner „The Walk“ von der „britischen Unterhaltungscombo“ The Cure kam, schoben die Musiker mit „Reincarnation“ noch einen weiteren Klassiker „aus dem Jahr 1784“ dazwischen.
Den Abschluss des regulären Konzerts bildete „Sick Cinema“, nach dessen Darbietung sich die Band zunächst von der Bühne verabschiedete. Lange musste man sie allerdings nicht bitten, Deine Lakaien sind „immer zu Diensten“ und daher nach kurzer Zeit wieder auf der Bühne, bereit für den ersten von drei (!!!) Zugabenblöcken.
Immer wieder verwies Alexander Veljanov auf die lange Geschichte der Band und spielte das ein oder andere Mal auch auf das nicht mehr ganz jugendliche Alter der Bandmitglieder an.
So wurden die Zugaben eröffnet mit einem „Song aus Ernst Horns Jugend“, dem 1968er „Set the controls for the heart of the sun“ von Pink Floyd, dem das wunderschöne „Because of because“ folgte, das ebenso wie „Run“ ein Song im „Sound der Anfangsjahre“ von Deine Lakaien ist, und sicherlich das Zeug zum Klassiker hat. Der erste Zugabenblock wurde dann beendet mit dem 1999er „Return“, dem wohl „erfolgreichste[n] Song der 2. Dekade“ aus dem Album „Kasmodiah“.
Nach „Happy men“ und „Dark star“ im zweiten Zugabenteil waren sich Band und Publikum dann nach einigen Minuten voller Beifall und lauten Zugaberufen einig: „So können wir euch dann doch nicht nach Hause schicken“; und so fand das Konzert seinen Höhepunkt und ein stimmungsvolles Ende zugleich in dem Song, der nun wirklich nicht fehlen durfte: „Love me to the end“.
Getreu dem Motto „Nach dem Konzert ist vor dem Konzert“ wies Alexander Veljanov darauf hin, dass es dieses Jahr noch mindestens dreimal die Möglichkeit geben wird, die Band live zu sehen: in Leipzig auf dem WGT, in Polen beim Castle Party Festival in Bolków und in Köln beim Amphi Festival. Mögliche weitere Auftritte seien nicht ausgeschlossen.
Da Festivals nicht so meins sind, hoffe ich derweil auf ein neues Album mit weiteren Konzerten und freue mich bis dahin, an diesem atmosphärisch und klanglich überragenden Ereignis teilgehabt haben zu dürfen.
*Alle Zitate in diesem Artikel sind, sofern nicht anders gekennzeichnet, Alexander Veljanov zuzuschreiben.